G.W.F. Hegel:

Die Wissenschaft der Logik (1831)

Vorrede zur ersten Ausgabe


Die völlige Umänderung, welche die philosophische Denkweise
seit etwa fünfundzwanzig Jahren unter uns erlitten,
der höhere Standpunkt, den das Selbstbewußtsein des Geistes
in dieser Zeitperiode über sich erreicht hat,
hat bisher noch wenig Einfluß auf die Gestalt der Logik gehabt.


Dasjenige, was vor diesem Zeitraum Metaphysik hieß,
ist sozusagen mit Stumpf und Stiel ausgerottet worden
und aus der Reihe der Wissenschaften verschwunden.

Wo lassen oder wo dürfen sich Laute der vormaligen Ontologie,
der rationellen Psychologie, der Kosmologie
oder selbst gar der vormaligen natürlichen Theologie noch vernehmen lassen?

Untersuchungen, zum Beispiel über die Immaterialität der Seele,
über die mechanischen und die Endursachen,
wo sollten sie noch ein Interesse finden?

Auch die sonstigen Beweise vom Dasein Gottes werden nur historisch
oder zum Behufe der Erbauung und Gemütserhebung angeführt.

Es ist dies ein Faktum, daß das Interesse teils am Inhalte,
teils an der Form der vormaligen Metaphysik,
teils an beiden zugleich verloren ist.

So merkwürdig es ist, wenn einem Volke z. B. die Wissenschaft seines Staatsrechts,
wenn ihm seine Gesinnungen, seine sittlichen Gewohnheiten und Tugenden
unbrauchbar geworden sind,
so merkwürdig ist es wenigstens, wenn ein Volk seine Metaphysik verliert,
wenn der mit seinem reinen Wesen sich beschäftigende Geist
kein wirkliches Dasein mehr in demselben hat.


Die exoterische Lehre der Kantischen Philosophie
- daß der Verstand die Erfahrung nicht überfliegen dürfe,
sonst werde das Erkenntnisvermögen theoretische Vernunft,
welche für sich nichts als Hirngespinste gebäre -
hat es von der wissenschaftlichen Seite gerechtfertigt,
dem spekulativen Denken zu entsagen.

Dieser populären Lehre kam das Geschrei der modernen Pädagogik,
die Not der Zeiten, die den Blick auf ((S13)) das unmittelbare Bedürfnis richtet,
entgegen, daß, wie für die Erkenntnis die Erfahrung das Erste,
so für die Geschicklichkeit im öffentlichen und Privatleben
theoretische Einsicht sogar schädlich
und Übung und praktische Bildung überhaupt
das Wesentliche, allein Förderliche sei.

- Indem so die Wissenschaft und der gemeine Menschenverstand
sich in die Hände arbeiteten, den Untergang der Metaphysik zu bewirken,
so schien das sonderbare Schauspiel herbeigeführt zu werden,
ein gebildetes Volk ohne Metaphysik zu sehen,
- wie einen sonst mannigfaltig ausgeschmückten Tempel ohne Allerheiligstes.

- Die Theologie, welche in früheren Zeiten
die Bewahrerin der spekulativen Mysterien
und der obzwar abhängigen Metaphysik war,
hatte diese Wissenschaft gegen Gefühle, gegen das Praktisch-Populäre
und gelehrte Historische aufgegeben.

Welcher Veränderung entsprechend ist, daß anderwärts jene Einsamen,
die von ihrem Volke aufgeopfert und aus der Welt ausgeschieden wurden,
zu dem Zwecke, daß die Kontemplation des Ewigen
und ein ihr allein dienendes Leben vorhanden sei -
nicht um eines Nutzens, sondern um des Segens willen -, verschwanden;
ein Verschwinden, das in einem anderen Zusammenhange dem Wesen nach
als dieselbe Erscheinung wie das vorhin erwähnte betrachtet werden kann.

- So daß, nach Vertreibung dieser Finsternisse,
der farblosen Beschäftigung des in sich gekehrten Geistes mit sich selbst,
das Dasein in die heitere Welt der Blumen verwandelt zu sein schien,
unter denen es bekanntlich keine schwarze gibt.


Ganz so schlimm als der Metaphysik ist es der Logik nicht ergangen.

Daß man durch sie denken lerne,
was sonst für ihren Nutzen und damit für den Zweck derselben galt
- gleichsam als ob man durch das Studium der Anatomie und Physiologie
erst verdauen und sich bewegen lernen sollte -,
dies Vorurteil hat sich längst verloren,
und der Geist des Praktischen
dachte ihr wohl kein besseres Schicksal zu als ihrer Schwester.

Dessenungeachtet, wahrscheinlich um einigen formellen Nutzens willen,
wurde ihr noch ein Rang unter ((S14)) den Wissenschaften gelassen,
ja sie wurde selbst als Gegenstand des öffentlichen Unterrichts beibehalten.

Dies bessere Los betrifft jedoch nur das äußere Schicksal;
denn ihre Gestalt und Inhalt ist derselbe geblieben,
als er sich durch eine lange Tradition fortgeerbt,
jedoch in dieser Überlieferung immer mehr verdünnt und abgemagert hatte;
der neue Geist, welcher der Wissenschaft
nicht weniger als der Wirklichkeit aufgegangen ist,
hat sich in ihr noch nicht verspüren lassen.

Es ist aber ein für allemal vergebens,
wenn die substantielle Form des Geistes sich umgestaltet hat,
die Formen früherer Bildung erhalten zu wollen;
sie sind welke Blätter, welche von den neuen Knospen,
die an ihren Wurzeln schon erzeugt sind, abgestoßen werden.


Mit dem Ignorieren der allgemeinen Veränderung fängt es nachgerade an,
auch im wissenschaftlichen auszugehen.

Unbemerkterweise sind selbst den Gegnern
die anderen Vorstellungen geläufig und eigen geworden,
und wenn sie gegen deren Quelle und Prinzipien fortdauernd spröde tun
und sich widersprechend dagegen benehmen,
so haben sie dafür die Konsequenzen sich gefallen lassen
und des Einflusses derselben sich nicht zu erwehren vermocht;
zu ihrem immer unbedeutender werdenden negativen Verhalten
wissen sie sich auf keine andere Weise
eine positive Wichtigkeit und einen Inhalt zu geben,
als daß sie in den neuen Vorstellungsweisen mitsprechen.


Von der andern Seite scheint die Zeit der Gärung,
mit der eine neue Schöpfung beginnt, vorbei zu sein.

In ihrer ersten Erscheinung pflegt eine solche sich mit fanatischer Feindseligkeit
gegen die ausgebreitete Systematisierung des früheren Prinzips zu verhalten,
teils auch furchtsam zu sein, sich in der Ausdehnung des Besonderen zu verlieren,
teils aber die Arbeit, die zur wissenschaftlichen Ausbildung erfordert wird,
zu scheuen und im Bedürfnisse einer solchen
zuerst zu einem leeren Formalismus zu greifen.

Die Anforderung der Verarbeitung und Ausbildung des Stoffes
wird nun um so dringender.

Es ist eine Periode in der Bildung einer Zeit,
wie in der ((S15)) Bildung des Individuums,
wo es vornehmlich um Erwerbung und Behauptung des Prinzips
in seiner unentwickelten Intensität zu tun ist.

Aber die höhere Forderung geht darauf, daß es zur Wissenschaft werde.


Was nun auch für die Sache und für die Form der Wissenschaft
bereits in sonstiger Rücksicht geschehen sein mag,
- die logische Wissenschaft, welche die eigentliche Metaphysik
oder reine spekulative Philosophie ausmacht,
hat sich bisher noch sehr vernachlässigt gesehen.

Was ich unter dieser Wissenschaft und ihrem Standpunkte näher verstehe,
habe ich in der Einleitung vorläufig angegeben.

Die Notwendigkeit, mit dieser Wissenschaft wieder einmal von vorne anzufangen,
die Natur des Gegenstandes selbst und der Mangel an Vorarbeiten,
welche für die vorgenommene Umbildung hätten benutzt werden können,
mögen bei billigen Beurteilern in Rücksicht kommen,
wenn auch eine vieljährige Arbeit diesem Versuche
nicht eine größere Vollkommenheit geben konnte.

- Der wesentliche Gesichtspunkt ist, daß es überhaupt
um einen neuen Begriff wissenschaftlicher Behandlung zu tun ist.

Die Philosophie, indem sie Wissenschaft sein soll,
kann, wie ich anderwärts erinnert habe °,
hierzu ihre Methode nicht von einer untergeordneten Wissenschaft,
wie die Mathematik ist, borgen,
sowenig als es bei kategorischen Versicherungen innerer Anschauung
bewenden lassen
oder sich des Räsonnements aus Gründen der äußeren Reflexion bedienen.

 ° Fuß
Phänomenologie des Geistes, Vorrede zur ersten Ausgabe.
- Die eigentliche Ausführung ist die Erkenntnis der Methode
und hat ihre Stelle in der Logik selbst. [Bd. 3, S. 40 ff.]
EndeFuß

Sondern es kann nur die Natur des Inhalts sein,
welche sich im wissenschaftlichen Erkennen bewegt,
indem zugleich diese eigene Reflexion des Inhalts es ist,
welche seine Bestimmung selbst erst setzt und erzeugt.


Der Verstand bestimmt und hält die Bestimmungen fest;
die Vernunft ist negativ und dialektisch,
weil sie die Bestimmungen des Verstands in nichts auflöst;
sie ist positiv, weil sie das Allgemeine erzeugt
und das Besondere darin begreift. ((S16))

Wie der Verstand als etwas Getrenntes von der Vernunft überhaupt,
so pflegt auch die dialektische Vernunft als etwas Getrenntes
von der positiven Vernunft genommen zu werden.

Aber in ihrer Wahrheit ist die Vernunft Geist, der höher als beides,
verständige Vernunft oder vernünftiger Verstand ist.

Er ist das Negative, dasjenige, welches die Qualität
sowohl der dialektischen Vernunft als des Verstandes ausmacht;
- er negiert das Einfache, so setzt er den bestimmten Unterschied des Verstandes;
er löst ihn ebensosehr auf, so ist er dialektisch.

Er hält sich aber nicht im Nichts dieses Resultates,
sondern ist darin ebenso positiv und hat so das erste Einfache damit hergestellt,
aber als Allgemeines, das in sich konkret ist;
unter dieses wird nicht ein gegebenes Besonderes subsumiert,
sondern in jenem Bestimmen und in der Auflösung desselben
hat sich das Besondere schon mit bestimmt.

Diese geistige Bewegung, die sich in ihrer Einfachheit ihre Bestimmtheit
und in dieser ihre Gleichheit mit sich selbst gibt,
die somit die immanente Entwicklung des Begriffes ist,
ist die absolute Methode des Erkennens
und zugleich die immanente Seele des Inhalts selbst.

- Auf diesem sich selbst konstruierenden Wege allein, behaupte ich,
ist die Philosophie fähig, objektive, demonstrierte Wissenschaft zu sein.

- In dieser Weise habe ich das Bewußtsein
in der Phänomenologie des Geistes darzustellen versucht.

Das Bewußtsein ist der Geist als konkretes,
und zwar in der Äußerlichkeit befangenes Wissen;
aber die Fortbewegung dieses Gegenstandes beruht allein,
wie die Entwicklung alles natürlichen und geistigen Lebens,
auf der Natur der reinen Wesenheiten, die den Inhalt der Logik ausmachen.

Das Bewußtsein, als der erscheinende Geist, welcher sich auf seinem Wege
von seiner Unmittelbarkeit und äußerlichen Konkretion befreit,
wird zum reinen Wissen, das sich jene reinen Wesenheiten selbst,
wie sie an und für sich sind, zum Gegenstand gibt.

Sie sind die reinen Gedanken, der sein Wesen denkende Geist.

Ihre Selbstbewegung ist ihr geistiges Leben
und ist das, wodurch sich die Wissenschaft konstituiert
und dessen Darstellung sie ist. ((S17))


Es ist hiermit die Beziehung der Wissenschaft,
die ich Phänomenologie des Geistes nenne, zur Logik angegeben.

- Was das äußerliche Verhältnis betrifft,
so war dem ersten Teil des Systems der Wissenschaft °,
der die Phänomenologie enthält,
ein zweiter Teil zu folgen bestimmt,
welcher die Logik und die beiden realen Wissenschaften der Philosophie,
die Philosophie der Natur und die Philosophie des Geistes, enthalten sollte
und das System der Wissenschaft beschlossen haben würde.

° Fuß
(Bamberg und Würzburg bei Göbhard 1807.)
Dieser Titel wird der zweiten Ausgabe,
die auf nächste Ostern erscheinen wird, nicht mehr beigegeben werden.
- An die Stelle des im folgenden erwähnten Vorhabens eines zweiten Teils,
der die sämtlichen anderen philosophischen Wissenschaften enthalten sollte,
habe ich seitdem die Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften,
voriges Jahr in der dritten Ausgabe, ans Licht treten lassen. [Anm.1831]
EndeFuß

Aber die notwendige Ausdehnung,
welche die Logik für sich erhalten musste, hat mich veranlaßt,
diese besonders ans Licht treten zu lassen;
sie macht also in einem erweiterten Plane
die erste Folge zur Phänomenologie des Geistes aus.

Späterhin werde ich die Bearbeitung der beiden genannten
realen Wissenschaften der Philosophie folgen lassen.

- Dieser erste Band der Logik aber enthält
als erstes Buch die Lehre vom Sein;
das zweite Buch, die Lehre vom Wesen, als zweite Abteilung des ersten Bandes;
der zweite Band aber wird die subjektive Logik
oder die Lehre vom Begriff enthalten.

Nürnberg, den 22. März 1812




Vorrede zur zweiten Ausgabe



An diese neue Bearbeitung der Wissenschaft der Logik,
wovon hiermit der erste Band erscheint,
bin ich wohl mit dem ganzen Bewußtsein
sowohl der Schwierigkeit des Gegenstandes für sich und dann seiner Darstellung
als der Unvollkommenheit,
welche die Bearbeitung desselben in der ersten Ausgabe an sich trägt, gegangen;
sosehr ich nach weiterer vieljähriger Beschäftigung mit dieser Wissenschaft
bemüht gewesen, dieser Unvollkommenheit abzuhelfen,
so fühle ich, noch Ursache genug zu haben,
die Nachsicht des Lesers in Anspruch zu nehmen.

Ein Titel solchen Anspruchs aber zunächst
darf wohl auf den Umstand gegründet werden,
daß sich für den Inhalt vornehmlich nur äußerliches Material
in der früheren Metaphysik und Logik vorgefunden hat.

So allgemein und häufig dieselben,
die letztere noch bis auf unsere Zeiten fort, getrieben worden,
sowenig hat solche Bearbeitung die spekulative Seite betroffen;
vielmehr ist im Ganzen dasselbe Material wiederholt,
abwechselnd bald bis zu trivialer Oberflächlichkeit verdünnt,
bald der alte Ballast umfangreicher
von neuem hervorgeholt und mitgeschleppt worden,
so daß durch solche, häufig ganz nur mechanische Bemühungen
dem philosophischen Gehalt kein Gewinn zuwachsen konnte.

Das Reich des Gedankens philosophisch,
d. i. in seiner eigenen immanenten Tätigkeit oder, was dasselbe ist,
in seiner notwendigen Entwicklung darzustellen,
musste deswegen ein neues Unternehmen sein
und dabei von vorne angefangen werden;
jenes erworbene Material, die bekannten Denkformen,
aber ist als eine höchst wichtige Vorlage, ja eine notwendige Bedingung
[und] dankbar anzuerkennende Voraussetzung anzusehen,
wenn dieselbe auch nur hie und da einen dürren Faden
oder die leblosen Knochen eines Skeletts,
sogar in Unordnung untereinander geworfen, dargibt. ((S19))


Die Denkformen sind zunächst
in der Sprache des Menschen herausgesetzt und niedergelegt;
es kann in unseren Tagen nicht oft genug daran erinnert werden,
daß das, wodurch sich der Mensch vom Tiere unterscheidet, das Denken ist.

In alles, was ihm zu einem Innerlichen, zur Vorstellung überhaupt wird,
was er zu dem Seinigen macht, hat sich die Sprache eingedrängt,
und was er zur Sprache macht und in ihr äußert,
enthält eingehüllter, vermischter oder herausgearbeitet eine Kategorie;
so sehr natürlich ist ihm das Logische,
oder vielmehr: dasselbige ist seine eigentümliche Natur selbst.

Stellt man aber die Natur überhaupt, als das Physikalische,
dem Geistigen gegenüber, so müßte man sagen,
daß das Logische vielmehr das Übernatürliche ist,
welches sich in alles Naturverhalten des Menschen,
in sein Empfinden, Anschauen, Begehren, Bedürfnis, Trieb eindrängt
und es dadurch überhaupt zu einem Menschlichen,
wenn auch nur formell, zu Vorstellungen und Zwecken macht.

Es ist der Vorteil einer Sprache,
wenn sie einen Reichtum an logischen Ausdrücken,
nämlich eigentümlichen und abgesonderten,
für die Denkbestimmungen selbst besitzt;
von den Präpositionen, Artikeln
gehören schon viele solchen Verhältnissen an, die auf dem Denken beruhen;
die chinesische Sprache soll es in ihrer Ausbildung gar nicht
oder nur dürftig bis dahin gebracht haben;
aber diese Partikeln treten ganz dienend,
nur etwas weniges abgelöster als die Augmente, Flexionszeichen u. dgl. auf.

Viel wichtiger ist es, daß in einer Sprache
die Denkbestimmungen zu Substantiven und Verben herausgestellt
und so zur gegenständlichen Form gestempelt sind;
die deutsche Sprache hat darin viele Vorzüge
vor den anderen modernen Sprachen;
sogar sind manche ihrer Wörter von der weiteren Eigenheit,
verschiedene Bedeutungen nicht nur, sondern entgegengesetzte zu haben,
so daß darin selbst ein spekulativer Geist der Sprache nicht zu verkennen ist;
es kann dem Denken eine Freude gewähren, auf solche Wörter zu stoßen
und die Vereinigung Entgegengesetzter,
welches Resultat der Spekulation
für den Verstand aber widersinnig ((S20)) ist,
auf naive Weise schon lexikalisch als ein Wort
von den entgegengesetzten Bedeutungen vorzufinden.

Die Philosophie bedarf daher überhaupt keiner besonderen Terminologie;
es sind wohl aus fremden Sprachen einige Wörter aufzunehmen,
welche jedoch durch den Gebrauch bereits
das Bürgerrecht in ihr erhalten haben,
- ein affektierter Purismus würde da,
wo es am entschiedensten auf die Sache ankommt,
am wenigsten am Platze sein.

- Das Fortschreiten der Bildung überhaupt
und insbesondere der Wissenschaften, selbst der empirischen und sinnlichen,
indem sie im allgemeinen sich in den gewöhnlichsten Kategorien
(z. B. eines Ganzen und der Teile,
eines Dinges und seiner Eigenschaften und dergleichen) bewegen,
fördert nach und nach auch höhere Denkverhältnisse zutage
oder hebt sie wenigstens zu größerer Allgemeinheit
und damit zu näherer Aufmerksamkeit hervor.

Wenn z. B. in der Physik
die Denkbestimmung der Kraft vorherrschend geworden ist,
so spielt in neuerer Zeit die Kategorie der Polarität,
die übrigens zu sehr à tort et à travers
in alles, selbst in das Licht eingedrängt wird, die bedeutendste Rolle,
- die Bestimmung von einem Unterschiede,
in welchem die Unterschiedenen untrennbar verbunden sind;
daß auf solche Weise von der Form der Abstraktion, der Identität,
durch welche eine Bestimmtheit z. B. als Kraft eine Selbständigkeit erhält,
fortgegangen [wird ] und die Form des Bestimmens, des Unterschiedes,
welcher zugleich als ein Untrennbares in der Identität bleibt, herausgehoben
und eine geläufige Vorstellung geworden [ist], ist von unendlicher Wichtigkeit.

Die Naturbetrachtung bringt durch die Realität,
in welcher ihre Gegenstände sich festhalten, dieses Zwingende mit sich,
die Kategorien, die in ihr nicht länger ignoriert werden können,
wenn auch mit der größten Inkonsequenz
gegen andere, die auch geltend gelassen werden, zu fixieren
und es nicht zu gestatten, daß, wie im Geistigen leichter geschieht,
zu Abstraktionen von dem Gegensatze
und zu Allgemeinheiten übergegangen wird. ((S21))


Aber indem so die logischen Gegenstände wie deren Ausdrücke
etwa in der Bildung Allbekanntes sind, so ist, wie ich anderwärts gesagt °,
was bekannt ist, darum nicht erkannt;
und es kann selbst die Ungeduld erregen,
sich noch mit Bekanntem beschäftigen zu sollen,
- und was ist bekannter als eben die Denkbestimmungen,
von denen wir allenthalben Gebrauch machen,
die uns in jedem Satze, den wir sprechen, zum Munde herausgehen.

Über den Gang des Erkennens von diesem Bekannten aus,
über das Verhältnis des wissenschaftlichen Denkens
zu diesem natürlichen Denken die allgemeinen Momente anzugeben,
soll dieses Vorwort bestimmt sein;
so viel, zusammengenommen mit dem, was die frühere Einleitung enthält,
wird hinreichend sein,
um eine allgemeine Vorstellung,
wie man eine solche von einer Wissenschaft
zum voraus, vor derselben, welche die Sache selbst ist, zu erhalten fordert,
von dem Sinne des logischen Erkennens zu geben.


Zunächst ist es als ein unendlicher Fortschritt anzusehen,
daß die Formen des Denkens von dem Stoffe,
in welchen sie im selbstbewußten Anschauen, Vorstellen
wie in unserem Begehren und Wollen
oder vielmehr auch in dem vorstellenden Begehren und Wollen
(und es ist kein menschliches Begehren oder Wollen ohne Vorstellen)
versenkt sind,
befreit, diese Allgemeinheiten für sich herausgehoben
und, wie Platon, dann aber Aristoteles vornehmlich getan,
zum Gegenstande der Betrachtung für sich gemacht worden [sind];
dies gibt den Anfang des Erkennens derselben.

»Erst nachdem beinahe alles Notwendige«, sagt Aristoteles,
»und was zur Bequemlichkeit und zum Verkehr des Lebens gehört,
vorhanden war,
hat man angefangen, sich um philosophische Erkenntnis zu bemühen.« °

»In Ägypten«, hatte er vorher bemerkt,
»sind die mathematischen Wissenschaften früh ausgebildet ((S22)) worden,
weil daselbst der Priesterstand früh in die Lage versetzt worden,
Muße zu haben.« °

- In der Tat setzt das Bedürfnis, sich mit den reinen Gedanken zu beschäftigen,
einen weiten Gang voraus, den der Menschengeist durchgemacht haben muss;
es ist, kann man sagen, das Bedürfnis °
des schon befriedigten Bedürfnisses der Notwendigkeit, der Bedürfnislosigkeit,
zu dem er gekommen sein muss,
der Abstraktion von dem Stoffe des Anschauens, Einbildens usf.,
der konkreten Interessen des Begehrens, der Triebe, des Willens,
in welchem Stoffe die Denkbestimmungen eingehüllt stecken.

In den stillen Räumen des zu sich selbst gekommenen
und nur in sich seienden Denkens schweigen die Interessen,
welche das Leben der Völker und der Individuen bewegen.

»Nach so vielen Seiten<<, sagt Aristoteles in demselben Zusammenhange,
»ist die Natur des Menschen abhängig;
aber diese Wissenschaft, die nicht zu einem Gebrauche gesucht wird,
ist allein die an und für sich freie,
und sie scheint darum nicht ein menschlicher Besitz zu sein.« °

- Die Philosophie überhaupt hat es noch mit konkreten Gegenständen,
Gott, Natur, Geist, in ihren Gedanken zu tun,
aber die Logik beschäftigt sich ganz nur mit diesen
für sich in ihrer vollständigen Abstraktion.

Diese Logik pflegt darum dem Studium der Jugend zunächst anheimzufallen,
als welche noch nicht in die Interessen des konkreten Lebens eingetreten ist,
in der Muße in Rücksicht derselben lebt
und nur erst für ihren subjektiven Zweck mit der Erwerbung der Mittel
und der Möglichkeit, in den Objekten jener Interessen tätig zu werden,
sich - und mit diesen selbst noch theoretisch - zu beschäftigen hat °.

Unter diese Mittel wird
im Widerspiele von der angeführten Vorstellung des Aristoteles
die logische Wissenschaft gerechnet;
die Bemühung mit derselben ((S23)) ist eine vorläufige Arbeit,
ihr Ort die Schule, auf welche erst der Ernst des Lebens
und die Tätigkeit für die wahrhaften Zwecke folgen soll.

Im Leben geht es zum Gebrauch der Kategorien;
sie werden von der Ehre, für sich betrachtet zu werden, dazu herabgesetzt,
in dem geistigen Betrieb lebendigen Inhalts in dem Erschaffen und Auswechseln
der darauf bezüglichen Vorstellungen zu dienen
- teils als Abbreviaturen durch ihre Allgemeinheit;
denn welche unendliche Menge von Einzelheiten
des äußerlichen Daseins und der Tätigkeit faßt die Vorstellung:
Schlacht, Krieg, Volk oder Meer, Tier usf. in sich zusammen;
wie ist in der Vorstellung: Gott oder Liebe usf.
in die Einfachheit solchen Vorstellens
eine unendliche Menge von Vorstellungen, Tätigkeit, Zuständen usf. epitomiert!,
- teils zur näheren Bestimmung und Findung der gegenständlichen Verhältnisse,
wobei aber Gehalt und Zweck,
die Richtigkeit und Wahrheit des sich einmischenden Denkens
ganz von dem Vorhandenen selbst abhängig gemacht ist
und den Denkbestimmungen für sich
keine inhaltbestimmende Wirksamkeit zugeschrieben wird.

Solcher Gebrauch der Kategorien,
der vorhin die natürliche Logik genannt worden ist, ist bewußtlos;
und wenn ihnen in wissenschaftlicher Reflexion
das Verhältnis, als Mittel zu dienen, im Geiste angewiesen wird,
so wird das Denken überhaupt
zu etwas den anderen geistigen Bestimmungen Untergeordnetem gemacht.

Von unseren Empfindungen, Trieben, Interessen sagen wir nicht wohl,
daß sie uns dienen, sondern sie gelten als selbständige Kräfte und Mächte,
so daß wir dies selbst sind, so zu empfinden, dies zu begehren und zu wollen,
in dies unser Interesse zu legen.

Aber wieder kann es vielmehr unser Bewußtsein werden,
daß wir im Dienste unserer Gefühle, Triebe, Leidenschaften, Interessen,
ohnehin von Gewohnheiten stehen, als daß wir sie im Besitz haben,
noch weniger, daß sie bei unserer innigen Einheit mit ihnen
uns als Mittel dienen.

Dergleichen Bestimmungen des Gemüts und Geistes
zeigen sich uns bald als besondere
im Gegensatze gegen die Allgemeinheit, als die wir uns bewußt ((S24)) werden,
in der wir unsere Freiheit haben, und [wir] halten dafür,
in diesen Besonderheiten vielmehr befangen zu sein,
von ihnen beherrscht zu werden.

Sonach können wir dann viel weniger dafür halten,
daß die Denkformen, die sich durch alle unsere Vorstellungen
- diese seien bloß theoretisch oder enthalten einen Stoff,
der der Empfindung, dem Triebe, dem Willen angehört -
hindurchziehen, uns dienen,
daß wir sie und sie nicht vielmehr uns im Besitz haben;
was ist uns übrig gegen sie, wie sollen wir,
ich mich als das Allgemeinere über sie hinausstellen,
sie, die selbst das Allgemeine als solches sind?

Wenn wir uns in eine Empfindung, Zweck, Interesse legen
und uns darin beschränkt, unfrei fühlen, so ist der Ort,
in den wir [uns] daraus heraus- und in die Freiheit zurückzuziehen vermögen,
dieser Ort der Gewißheit seiner selbst, der reinen Abstraktion, des Denkens.

Oder ebenso, wenn wir von den Dingen sprechen wollen,
so nennen wir die Natur oder das Wesen derselben ihren Begriff,
und dieser ist nur für das Denken;
von den Begriffen der Dinge aber werden wir noch viel weniger sagen,
daß wir sie beherrschen oder daß die Denkbestimmungen,
von denen sie der Komplex sind, uns dienen;
im Gegenteil muss sich unser Denken nach ihnen beschränken,
und unsere Willkür oder Freiheit soll sie nicht nach sich zurichten wollen.

Insofern also das subjektive Denken unser eigenstes, innerlichstes Tun ist
und der objektive Begriff der Dinge die Sache selbst ausmacht,
so können wir aus jenem Tun nicht heraus sein, nicht über demselben stehen,
und ebensowenig können wir über die Natur der Dinge hinaus.

Von der letzteren Bestimmung jedoch können wir absehen;
sie fällt mit der ersteren insofern zusammen,
da sie eine Beziehung unserer Gedanken auf die Sache,
aber nur etwas Leeres ergäbe,
weil die Sache damit als Regel für unsere Begriffe aufgestellt werden würde,
aber eben die Sache für uns nichts anderes
als unsere Begriffe von ihr sein kann.

Wenn die kritische Philosophie das Verhältnis dieser drei terminorum
so versteht, daß wir die Gedanken zwischen ((S25)) uns und die Sachen
als Mitte stellen in dem Sinne,
daß diese Mitte uns von den Sachen vielmehr abschließt,
statt uns mit denselben zusammenzuschließen,
so ist dieser Ansicht die einfache Bemerkung entgegenzusetzen,
daß eben diese Sachen,
die jenseits unserer und jenseits der sich auf sie beziehenden Gedanken
auf dem anderen Extreme stehen sollen,
selbst Gedankendinge und, als ganz unbestimmte, nur ein Gedankending,
- das sogenannte Ding-an-sich der leeren Abstraktion selbst sind.


Doch dies mag für den Gesichtspunkt genügen,
aus welchem das Verhältnis verschwindet,
nach welchem die Denkbestimmungen
nur als zum Gebrauch und als Mittel genommen werden;
wichtiger ist das weiter damit Zusammenhängende,
nach welchem sie als äußere Formen gefaßt zu werden pflegen.

- Die uns alle Vorstellungen, Zwecke, Interessen und Handlungen
durchwirkende Tätigkeit des Denkens ist,
wie gesagt, bewußtlos geschäftig (die natürliche Logik);
was unser Bewußtsein vor sich hat,
ist der Inhalt, die Gegenstände der Vorstellungen,
das, womit das Interesse erfüllt ist;
die Denkbestimmungen gelten nach diesem Verhältnis als Formen,
die nur an dem Gehalt, nicht der Gehalt selbst seien.

Wenn es aber an dem ist, was vorhin angegeben worden
und was sonst im allgemeinen zugestanden wird,
daß die Natur, das eigentümliche Wesen,
das wahrhaft Bleibende und Substantielle
bei der Mannigfaltigkeit und Zufälligkeit des Erscheinens
und der vorübergehenden Äußerung
der Begriff der Sache, das in ihr selbst Allgemeine ist,
wie jedes menschliche Individuum,
[ob]zwar ein unendlich eigentümliches,
das Prius aller seiner Eigentümlichkeit darin, Mensch zu sein, in sich hat,
wie jedes einzelne Tier das Prius, Tier zu sein,
so wäre nicht zu sagen, was, wenn diese Grundlage
aus dem mit noch so vielfachen sonstigen Prädikaten Ausgerüsteten
weggenommen würde,
ob sie gleich wie die anderen ein Prädikat genannt werden kann,
- was so ein Individuum noch sein sollte.

Die unerläßliche Grundlage, der Begriff, das Allgemeine,
das der Gedanke, insofern man ((S26)) nur von der Vorstellung
bei dem Worte >>Gedanke« abstrahieren kann, selbst ist,
kann nicht nur als eine gleichgültige Form, die an einem Inhalte sei,
angesehen werden.

Aber diese Gedanken aller natürlichen und geistigen Dinge,
selbst der substantielle Inhalt, sind noch ein solcher,
der vielfache Bestimmtheiten enthält
und noch den Unterschied einer Seele und eines Leibes,
des Begriffs und einer relativen Realität an ihm hat;
die tiefere Grundlage ist die Seele für sich, der reine Begriff,
der das Innerste der Gegenstände, ihr einfacher Lebenspuls,
wie selbst des subjektiven Denkens derselben ist.

Diese logische Natur, die den Geist beseelt, in ihm treibt und wirkt,
zum Bewußtsein zu bringen, dies ist die Aufgabe.

Das instinktartige Tun unterscheidet sich
von dem intelligenten und freien Tun dadurch überhaupt,
daß dieses mit Bewußtsein geschieht;
indem der Inhalt des Treibenden heraus
aus der unmittelbaren Einheit mit dem Subjekte
zur Gegenständlichkeit vor dieses gebracht ist,
beginnt die Freiheit des Geistes, der in dem instinktweisen Wirken des Denkens,
befangen in den Banden seiner Kategorien,
in einen unendlich mannigfachen Stoff zersplittert ist.

In diesem Netze schürzen sich hin und wieder festere Knoten,
welche die Anhalts- und Richtungspunkte
seines Lebens und Bewußtseins sind,
sie verdanken ihre Festigkeit und Macht eben dem,
daß sie, vor das Bewußtsein gebracht,
an und für sich seiende Begriffe seiner Wesenheit sind.

Der wichtigste Punkt für die Natur des Geistes ist das Verhältnis
nicht nur dessen, was er an sich ist, zu dem, was er wirklich ist,
sondern dessen, als was er sich weiß;
dieses Sichwissen ist darum, weil er wesentlich Bewußtsein [ist],
Grundbestimmung seiner Wirklichkeit.

Diese Kategorien, die nur instinktmäßig als Triebe wirksam sind
und zunächst vereinzelt, damit veränderlich und sich verwirrend
in das Bewußtsein des Geistes gebracht [sind]
und ihm so eine vereinzelte und unsichere Wirklichkeit gewähren,
zu reinigen und ihn damit in ihnen zur Freiheit und Wahrheit zu erheben,
dies ist also das höher Geschäft. ((S27))


Was wir als Anfang der Wissenschaft, dessen hoher Wert für sich
und zugleich als Bedingung der wahrhaften Erkenntnis
vorhin anerkannt worden ist, angaben,
die Begriffe und die Momente des Begriffs überhaupt,
die Denkbestimmungen zunächst als Formen,
die von dem Stoffe verschieden und nur an ihm seien, zu behandeln,
dies gibt sich sogleich an sich selbst als ein zur Wahrheit,
die als Gegenstand und Zweck der Logik angegeben wird,
unangemessenes Verhalten kund.

Denn so als bloße Formen, als verschieden von dem Inhalte,
werden sie in einer Bestimmung stehend angenommen,
die sie zu endlichen stempelt
und die Wahrheit, die in sich unendlich ist, zu fassen unfähig macht.

Mag das Wahre sonst, in welcher Rücksicht es sei,
wieder mit Beschränkung und Endlichkeit vergesellschaftet sein,
- dies ist die Seite seiner Negation, seiner Unwahrheit und Unwirklichkeit,
eben seines Endes, nicht der Affirmation, welche es als Wahres ist.

Gegen die Kahlheit der bloß formellen Kategorien
hat der Instinkt der gesunden Vernunft sich endlich so erstarkt gefühlt,
daß er ihre Kenntnis mit Verachtung
dem Gebiete einer Schullogik und Schulmetaphysik überläßt,
zugleich mit der Mißachtung des Wertes,
den schon das Bewußtsein dieser Fäden für sich hat,
und mit der Bewußtlosigkeit, in dem instinktartigen Tun natürlicher Logik,
noch mehr in dem reflektierten Verwerfen
der Kenntnis und Erkenntnis der Denkbestimmungen selbst,
im Dienste des ungereinigten und damit unfreien Denkens gefangen zu sein.

Die einfache Grundbestimmung
oder gemeinschaftliche Formbestimmung der Sammlung solcher Formen
ist die Identität, die als Gesetz, als A = A, als Satz des Widerspruchs
in der Logik dieser Sammlung behauptet wird.

Die gesunde Vernunft hat ihre Ehrerbietung vor der Schule,
die im Besitze solcher Gesetze der Wahrheit [ist]
und in der sie noch immer so fortgeführt werden,
so sehr verloren, daß sie dieselbe darob verlacht
und einen Menschen, der nach solchen Gesetzen wahrhaft zu sprechen weiß:
»die Pflanze ist eine - Pflanze«,,,die Wissenschaft ist - die Wissenschaft«
und so fort ((S28)) ins Unendliche, für unerträglich hält.

Über die Formeln auch, welche die Regeln des Schließens [angeben],
das in der Tat ein Hauptgebrauch des Verstandes ist,
hat sich - so ungerecht es ist zu verkennen,
daß sie ihr Feld in der Erkenntnis haben, worin sie gelten müssen, und zugleich,
daß sie wesentliches Material für das Denken der Vernunft sind -
das ebenso gerechte Bewußtsein festgesetzt,
daß sie gleichgültige Mittel wenigstens ebensosehr
des Irrtums und der Sophisterei sind
und, wie man auch sonst die Wahrheit bestimmen mag,
für die höhere, z. B. die religiöse Wahrheit unbrauchbar sind,
- daß sie überhaupt nur eine Richtigkeit der Erkenntnisse,
nicht die Wahrheit betreffen.


Die Unvollständigkeit dieser Weise, das Denken zu betrachten,
welche die Wahrheit auf der Seite läßt, ist allein dadurch zu ergänzen,
daß nicht bloß das, was zur äußeren Form gerechnet zu werden pflegt,
sondern der Inhalt mit in die denkende Betrachtung gezogen wird.

Es zeigt sich von selbst bald, daß, was in der nächsten gewöhnlichsten Reflexion
als Inhalt von der Form geschieden wird,
in der Tat nicht formlos, nicht bestimmungslos in sich sein soll
- so wäre er nur das Leere, etwa die Abstraktion des Dings-an-sich -,
daß er vielmehr Form in ihm selbst,
ja durch sie allein Beseelung und Gehalt hat
und daß sie selbst es ist, die nur in den Schein eines Inhalts
sowie damit auch in den Schein eines an diesem Scheine Äußerlichen umschlägt.

Mit dieser Einführung des Inhalts in die logische Betrachtung
sind es nicht die Dinge, sondern die Sache, der Begriff der Dinge,
welcher Gegenstand wird.

Hierbei kann man aber auch daran erinnert werden,
daß es eine Menge Begriffe, eine Menge Sachen gibt.

Wodurch aber diese Menge beschränkt wird, ist teils vorhin gesagt worden,
daß der Begriff als Gedanke überhaupt, als Allgemeines,
die unermeßliche Abbreviatur
gegen die Einzelheit der Dinge, wie sie [in] ihre[r] Menge
dem unbestimmten Anschauen und Vorstellen vorschweben, ist;
teils aber ist ein Begriff sogleich erstens der Begriff an ihm selbst,
und dieser ist nur einer ((S29)) und ist die substantielle Grundlage;
fürs andere aber ist er wohl ein bestimmter Begriff,
welche Bestimmtheit an ihm das ist, was als Inhalt erscheint;
die Bestimmtheit des Begriffs aber ist eine Formbestimmung
dieser substantiellen Einheit, ein Moment der Form als Totalität,
des Begriffes selbst, der die Grundlage der bestimmten Begriffe ist.

Dieser wird nicht sinnlich angeschaut oder vorgestellt;
er ist nur Gegenstand, Produkt und Inhalt des Denkens
und die an und für sich seiende Sache, der Logos,
die Vernunft dessen, was ist,
die Wahrheit dessen, was den Namen der Dinge führt;
am wenigsten ist es der Logos,
was außerhalb der logischen Wissenschaft gelassen werden soll.

Es muss darum nicht ein Belieben sein,
ihn in die Wissenschaft hereinzuziehen oder ihn draußen zu lassen.

Wenn die Denkbestimmungen, welche nur äußerliche Formen sind,
wahrhaft an ihnen selbst betrachtet werden,
kann nur ihre Endlichkeit und die Unwahrheit ihres Für-sich-sein-Sollens
und, als ihre Wahrheit, der Begriff hervorgehen.

Daher wird die logische Wissenschaft, indem sie die Denkbestimmungen,
die überhaupt unseren Geist instinktartig und bewußtlos durchziehen
und, selbst indem sie in die Sprache hereintreten,
ungegenständlich, unbeachtet bleiben, abhandelt,
auch die Rekonstruktion derjenigen sein,
welche durch die Reflexion herausgehoben
und von ihr als subjektive,
an dem Stoff und Gehalt äußere Formen fixiert sind.


Die Darstellung keines Gegenstandes wäre an und für sich fähig,
so ° streng ganz immanent plastisch zu sein
als die der Entwicklung des Denkens in seiner Notwendigkeit;
keiner führte so sehr diese Forderung mit sich;
seine Wissenschaft müßte darin auch die Mathematik übertreffen,
denn kein Gegenstand hat in ihm selbst diese Freiheit und Unabhängigkeit.

Solcher Vortrag erforderte, wie dies in seiner Art
in dem Gange der mathematischen Konsequenz vorhanden ist, ((S30))
daß bei keiner Stufe der Entwicklung
eine Denkbestimmung und Reflexion vorkäme,
die nicht in dieser Stufe unmittelbar hervorgeht
und aus den vorhergehenden in sie herübergekommen ist.

Allein auf solche abstrakte Vollkommenheit der Darstellung
muss freilich im allgemeinen Verzicht getan werden;
schon indem die Wissenschaft mit dem rein Einfachen,
hiermit dem Allgemeinsten und Leersten anfangen muss,
ließe der Vortrag nur eben diese selbst ganz einfachen Ausdrücke des Einfachen
ohne allen weiteren Zusatz irgendeines Wortes zu;
- was der Sache nach stattfinden dürfte, wären negierende Reflexionen,
die das abzuhalten und zu entfernen sich bemühten,
was sonst die Vorstellung oder ein ungeregeltes Denken einmischen könnte.

Solche Einfälle in den einfachen immanenten Gang der Entwicklung
sind jedoch für sich zufällig,
und die Bemühung, sie abzuwehren,
wird somit selbst mit dieser Zufälligkeit behaftet;
ohnehin ist es vergeblich, allen solchen Einfällen,
eben weil sie außer der Sache liegen, begegnen zu wollen,
und wenigstens wäre Unvollständigkeit das,
was hierbei für die systematische Befriedigung verlangt würde.

Aber die eigentümliche Unruhe und Zerstreuung unseres modernen Bewußtseins
läßt es nicht anders zu, als gleichfalls mehr oder weniger
auf naheliegende Reflexionen und Einfälle Rücksicht zu nehmen.

Ein plastischer Vortrag erfordert dann auch
einen plastischen Sinn des Aufnehmens und Verstehens;
aber solche plastische Jünglinge und Männer,
so ruhig mit der Selbstverleugnung eigener Reflexionen und Einfälle,
womit das Selbstdenken sich zu erweisen ungeduldig ist,
nur der Sache folgende Zuhörer, wie sie Platon dichtet,
würden in einem modernen Dialoge nicht aufgestellt werden können;
noch weniger dürfte auf solche Leser gezählt werden.

Im Gegenteil haben sich mir zu häufig und zu heftig solche Gegner gezeigt,
welche nicht die einfache Reflexion machen mochten,
daß ihre Einfälle und Einwürfe Kategorien enthalten,
welche Voraussetzungen sind
und selbst erst der Kritik bedürfen, ehe sie gebraucht werden.

Die Bewußtlosigkeit hierüber geht ((S31)) unglaublich weit;
sie macht das Grundmißverständnis, das üble, d. h. ungebildete Benehmen,
bei einer Kategorie, die betrachtet wird, etwas Anderes zu denken
und nicht diese Kategorie selbst.

Diese Bewußtlosigkeit ist um so weniger zu rechtfertigen,
als solches Anderes andere Denkbestimmungen und Begriffe sind,
in einem Systeme der Logik aber eben diese anderen Kategorien
gleichfalls ihre Stelle müssen gefunden haben
und daselbst für sich der Betrachtung werden unterworfen sein.

Am auffallendsten ist dies
in der überwiegenden Menge von Einwürfen und Angriffen
auf die ersten Begriffe oder Sätze der Logik,
das Sein und Nichts und das Werden,
als welches, selbst eine einfache Bestimmung,
wohl unbestritten - die einfachste Analyse zeigt dies -
jene beiden Bestimmungen als Momente enthält.

Die Gründlichkeit scheint zu erfordern,
den Anfang als den Grund, worauf alles gebaut sei, allem voraus zu untersuchen,
ja nicht weiterzugehen, als bis er sich fest erwiesen hat,
im Gegenteil vielmehr, wenn dies nicht der Fall ist,
alles noch Folgende zu verwerfen.

Diese Gründlichkeit hat zugleich den Vorteil,
die größte Erleichterung für das Denkgeschäft zu gewähren;
sie hat die ganze Entwicklung in diesen Keim eingeschlossen vor sich
und hält sich für mit allem fertig, wenn sie mit diesem fertig ist,
der das Leichteste zum Abtun ist,
denn er ist das Einfachste, das Einfache selbst;
es ist die geringe Arbeit, die erforderlich ist,
wodurch sich diese so selbstzufriedene Gründlichkeit wesentlich empfiehlt.

Diese Beschränkung auf das Einfache läßt der Willkür des Denkens,
das für sich nicht einfach bleiben will,
sondern seine Reflexionen darüber anbringt, freien Spielraum.

Mit dem guten Rechte, sich zuerst nur mit dem Prinzip zu beschäftigen
und damit sich auf das Weitere nicht einzulassen,
tut diese Gründlichkeit in ihrem Geschäfte selbst das Gegenteil hiervon,
vielmehr das Weitere, d. i. andere Kategorien, als ((S32)) nur das Prinzip ist,
andere Voraussetzungen und Vorurteile herbeizubringen.

Solche Voraussetzungen,
daß die Unendlichkeit verschieden von der Endlichkeit,
der Inhalt etwas anderes als die Form, das Innere ein anderes als das Äußere,
die Vermittlung ebenso nicht die Unmittelbarkeit sei,
als ob einer dergleichen nicht wüßte,
werden zugleich belehrungsweise vorgebracht
und nicht sowohl bewiesen als erzählt und versichert.

In solchem Belehren als Benehmen liegt
- man kann es nicht anders nennen - eine Albernheit;
der Sache nach aber teils das Unberechtigte,
dergleichen nur vorauszusetzen und geradezu anzunehmen,
teils aber noch mehr die Unwissenheit,
daß es das Bedürfnis und Geschäft des logischen Denkens ist,
eben dies zu untersuchen,
ob denn so ein Endliches ohne Unendlichkeit etwas Wahres ist,
ebenso [ob] solche abstrakte Unendlichkeit,
ferner ein formloser Inhalt und eine inhaltslose Form,
so ein Inneres für sich, das keine Äußerung hat,
eine Äußerlichkeit ohne Innerlichkeit usf. etwas Wahres,
ebenso etwas Wirkliches ist.

- Aber diese Bildung und Zucht des Denkens,
durch welche ein plastisches Verhalten desselben bewirkt
und die Ungeduld der einfallenden Reflexion überwunden würde,
wird allein durch das Weitergehen,
das Studium und die Produktion der ganzen Entwicklung verschafft.


Bei der Erwähnung Platonischer Darstellung kann,
wer ein selbständiges Gebäude philosophischer Wissenschaft
in modernen Zeiten neu aufzuführen arbeitet,
an die Erzählung erinnert werden,
daß Platon seine Bücher über den Staat siebenmal umgearbeitet habe.

Die Erinnerung hieran, eine Vergleichung,
insofern sie eine solche in sich zu schließen schiene,
dürfte nur um so mehr bis zu dem Wunsche treiben,
daß für ein Werk, das, als der modernen Welt angehörig,
ein tieferes Prinzip, einen schwereren Gegenstand
und ein Material von reicherem Umfang zur Verarbeitung vor sich hat,
die freie Muße, es siebenundsiebzigmal durchzuarbeiten,
gewährt gewesen wäre.

So aber musste der Verfasser,
indem er es im Angesicht der größe der Aufgabe betrachtet,
sich ((S33)) mit dem begnügen, was es hat werden mögen,
unter den Umständen einer äußerlichen Notwendigkeit,
der unabwendbaren Zerstreuung
durch die größe und Vielseitigkeit der Zeitinteressen,
sogar unter dem Zweifel, ob der laute Lärm des Tages
und die betäubende Geschwätzigkeit der Einbildung,
die auf denselben sich zu beschränken eitel ist,
noch Raum für die Teilnahme an der leidenschaftslosen Stille
der nur denkenden Erkenntnis offen lasse.

Berlin, den 7. November 1831 ((S34))



Einleitung
ALLGEMEINER BEGRIFF DER LOGIK



Es fühlt sich bei keiner Wissenschaft stärker das Bedürfnis,
ohne vorangehende Reflexionen von der Sache selbst anzufangen,
als bei der logischen Wissenschaft.

In jeder anderen ist der Gegenstand, den sie behandelt,
und die wissenschaftliche Methode voneinander unterschieden;
so wie auch der Inhalt nicht einen absoluten Anfang macht,
sondern von anderen Begriffen abhängt
und um sich herum mit anderem Stoffe zusammenhängt.

Diesen Wissenschaften wird es daher zugegeben,
von ihrem Boden und dessen Zusammenhang
sowie von der Methode nur lemmatischer Weise zu sprechen,
die als bekannt und angenommen vorausgesetzten Formen
von Definitionen und dergleichen ohne weiteres anzuwenden
und sich der gewöhnlichen Art des Räsonnements
zur Festsetzung ihrer allgemeinen Begriffe und Grundbestimmungen
zu bedienen.


Die Logik dagegen kann keine dieser Formen der Reflexion
oder Regeln und Gesetze des Denkens voraussetzen,
denn sie machen einen Teil ihres Inhalts selbst aus
und haben erst innerhalb ihrer begründet zu werden.

Nicht nur aber die Angabe der wissenschaftlichen Methode,
sondern auch der Begriff selbst der Wissenschaft überhaupt
gehört zu ihrem Inhalte,
und zwar macht er ihr letztes Resultat aus;
was sie ist, kann sie daher nicht voraussagen,
sondern ihre ganze Abhandlung bringt dies Wissen von ihr selbst
erst als ihr Letztes und als ihre Vollendung hervor.

Gleichfalls ihr Gegenstand,
das Denken oder bestimmter das begreifende Denken,
wird wesentlich innerhalb ihrer abgehandelt;
der Begriff desselben erzeugt sich in ihrem Verlaufe
und kann somit nicht vorausgeschickt werden.

Was daher in dieser Einleitung vorausgeschickt wird,
hat nicht den Zweck,
den Begriff der Logik etwa zu begründen
oder den Inhalt und die Methode derselben zum voraus
wissenschaftlich zu rechtfertigen, ((S35))
sondern durch einige Erläuterungen und Reflexionen
in räsonierendem und historischem Sinne
den Gesichtspunkt, aus welchem diese Wissenschaft zu betrachten ist,
der Vorstellung näherzubringen.


Wenn die Logik als die Wissenschaft des Denkens
im allgemeinen angenommen wird, so wird dabei verstanden,
daß dies Denken die bloße Form einer Erkenntnis ausmache,
daß die Logik von allem Inhalte abstrahiere
und das sogenannte zweite Bestandstück,
das zu einer Erkenntnis gehöre, die Materie,
anderswoher gegeben werden müsse,
daß somit die Logik,
als von welcher diese Materie ganz und gar unabhängig sei,
nur die formalen Bedingungen wahrhafter Erkenntnis angeben,
nicht aber reale Wahrheit selbst enthalten,
noch auch nur der Weg zu realer Wahrheit sein könne,
weil gerade das Wesentliche der Wahrheit, der Inhalt,
außer ihr liege.

Fürs erste aber ist es schon ungeschickt zu sagen,
daß die Logik von allem Inhalte abstrahiere,
daß sie nur die Regeln des Denkens lehre,
ohne auf das Gedachte sich einzulassen
und auf dessen Beschaffenheit Rücksicht nehmen zu können.

Denn da das Denken und die Regeln des Denkens
ihr Gegenstand sein sollen,
so hat sie ja unmittelbar daran ihren eigentümlichen Inhalt;
sie hat daran auch jenes zweite Bestandstück der Erkenntnis,
eine Materie, um deren Beschaffenheit sie sich bekümmert.


Allein zweitens sind überhaupt die Vorstellungen,
auf denen der Begriff der Logik bisher beruhte,
teils bereits untergegangen, teils ist es Zeit,
daß sie vollends verschwinden,
daß der Standpunkt dieser Wissenschaft höher gefaßt werde
und daß sie eine völlig veränderte Gestalt gewinne.


Der bisherige Begriff der Logik
beruht auf der im gewöhnlichen Bewußtsein
ein für allemal vorausgesetzten Trennung
des Inhalts der Erkenntnis und der Form derselben,
oder der Wahrheit und der Gewißheit.

Es wird erstens vorausgesetzt,
daß der Stoff des Erkennens als eine fertige Welt
außerhalb des Denkens an und für sich vorhanden,
daß das ((S36)) Denken für sich leer sei,
als eine Form äußerlich zu jener Materie hinzutrete, sich damit erfülle,
erst daran einen Inhalt gewinne und dadurch ein reales Erkennen werde.


Alsdann stehen diese beiden Bestandteile
(denn sie sollen das Verhältnis von Bestandteilen haben,
und das Erkennen wird aus ihnen
mechanischer- oder höchstens chemischerweise zusammengesetzt)
in dieser Rangordnung gegeneinander,
daß das Objekt ein für sich Vollendetes, Fertiges sei,
das des Denkens zu seiner Wirklichkeit vollkommen entbehren könne,
dahingegen das Denken etwas Mangelhaftes sei,
das sich erst an einem Stoffe zu vervollständigen,
und zwar als eine weiche unbestimmte Form
sich seiner Materie angemessen zu machen habe.

Wahrheit ist die Übereinstimmung des Denkens mit dem Gegenstande,
und es soll, um diese Übereinstimmung hervorzubringen
- denn sie ist nicht an und für sich vorhanden -,
das Denken nach dem Gegenstande sich fügen und bequemen.


Drittens, indem die Verschiedenheit der Materie und der Form,
des Gegenstandes und des Denkens
nicht in jener nebligen Unbestimmtheit gelassen,
sondern bestimmter genommen wird,
so ist jede eine von der anderen geschiedene Sphäre.

Das Denken kommt daher in seinem Empfangen
und Formieren des Stoffs nicht über sich hinaus,
sein Empfangen und sich nach ihm Bequemen
bleibt eine Modifikation seiner selbst,
es wird dadurch nicht zu seinem Anderen;
und das selbstbewußte Bestimmen gehört ohnedies nur ihm an;
es kommt also auch in seiner Beziehung auf den Gegenstand
nicht aus sich heraus zu dem Gegenstande:
dieser bleibt als ein Ding an sich schlechthin ein Jenseits des Denkens.

Diese Ansichten über das Verhältnis des Subjekts und Objekts zueinander
drücken die Bestimmungen aus,
welche die Natur unseres gewöhnlichen,
des erscheinenden Bewußtseins ausmachen;
aber diese Vorurteile, in die Vernunft übertragen,
als ob in ihr dasselbe Verhältnis stattfinde,
als ob dieses Verhältnis an und für sich Wahrheit habe,
so sind sie die Irrtümer,
deren durch alle Teile des geistigen
und natürlichen ((S37)) Universums durchgeführte Widerlegung
die Philosophie ist oder die vielmehr,
weil sie den Eingang in die Philosophie versperren,
vor derselben abzulegen sind.


Die ältere Metaphysik hatte in dieser Rücksicht
einen höheren Begriff von dem Denken,
als in der neueren Zeit gang und gäbe geworden ist.

Jene legte nämlich zugrunde, daß das,
was durchs Denken von und an den Dingen erkannt werde,
das allein an ihnen wahrhaft Wahre sei,
somit nicht sie in ihrer Unmittelbarkeit,
sondern sie erst in die Form des Denkens erhoben, als Gedachte.

Diese Metaphysik hielt somit dafür,
daß das Denken und die Bestimmungen des Denkens
nicht ein den Gegenständen Fremdes,
sondern vielmehr deren Wesen sei
oder daß die Dinge und das Denken derselben
(wie auch unsere Sprache eine Verwandtschaft derselben ausdrückt)
an und für sich übereinstimmen,
daß das Denken in seinen immanenten Bestimmungen
und die wahrhafte Natur der Dinge ein und derselbe Inhalt sei.


Aber der reflektierende Verstand bemächtigte sich der Philosophie.

Es ist genau zu wissen, was dieser Ausdruck sagen will,
der sonst vielfach als Schlagwort gebraucht wird;
es ist überhaupt darunter der abstrahierende
und damit trennende Verstand zu verstehen,
der in seinen Trennungen beharrt.

Gegen die Vernunft gekehrt,
beträgt er sich als gemeiner Menschenverstand
und macht seine Ansicht geltend,
daß die Wahrheit auf sinnlicher Realität beruhe,
daß die Gedanken nur Gedanken seien, in dem Sinne,
daß erst die sinnliche Wahrnehmung ihnen Gehalt und Realität gebe,
daß die Vernunft, insofern sie an und für sich bleibe,
nur Hirngespinste erzeuge.

In diesem Verzichttun der Vernunft auf sich selbst
geht der Begriff der Wahrheit verloren;
sie ist darauf eingeschränkt, nur subjektive Wahrheit,
nur die Erscheinung zu erkennen, nur etwas,
dem die Natur der Sache selbst nicht entspreche;
das Wissen ist zur Meinung zurückgefallen.


Diese Wendung jedoch, welche das Erkennen nimmt
und die als Verlust und Rückschritt erscheint,
hat das Tiefere zum ((S38)) Grunde,
worauf überhaupt die Erhebung der Vernunft
in den höheren Geist der neueren Philosophie beruht.

Der Grund jener allgemein gewordenen Vorstellung ist nämlich
in der Einsicht von dem notwendigen Widerstreite
der Bestimmungen des Verstandes mit sich selbst zu suchen.

- Die schon namhaft gemachte Reflexion ist dies,
über das konkrete Unmittelbare hinauszugehen
und dasselbe zu bestimmen und zu trennen.

Aber sie muss ebensosehr
über diese ihre trennenden Bestimmungen hinausgehen
und sie zunächst beziehen.

Auf dem Standpunkte dieses Beziehens
tritt der Widerstreit derselben hervor.

Dieses Beziehen der Reflexion gehört an sich der Vernunft an;
die Erhebung über jene Bestimmungen,
die zur Einsicht des Widerstreits derselben gelangt,
ist der große negative Schritt zum wahrhaften Begriffe der Vernunft.

Aber die nicht durchgeführte Einsicht fällt in den Mißverstand,
als ob die Vernunft es sei, welche in Widerspruch mit sich gerate;
sie erkennt nicht, daß der Widerspruch
eben das Erheben der Vernunft über die Beschränkungen des Verstandes
und das Auflösen derselben ist.

Statt von hier aus den letzten Schritt in die Höhe zu tun,
ist die Erkenntnis von dem Unbefriedigenden
der Verstandesbestimmungen zu der sinnlichen Existenz zurückgeflohen,
an derselben das Feste und Einige zu haben vermeinend.

Indem aber auf der andern Seite diese Erkenntnis
sich als die Erkenntnis nur von Erscheinendem weiß,
wird das Unbefriedigende derselben eingestanden,
aber zugleich vorausgesetzt, als ob zwar nicht die Dinge an sich,
aber doch innerhalb der Sphäre der Erscheinung richtig erkannt würde,
als ob dabei gleichsam nur die Art der Gegenstände verschieden wäre
und die eine Art, nämlich die Dinge an sich, zwar nicht,
aber doch die andere Art, nämlich die Erscheinungen,
in die Erkenntnis fielen.

Wie wenn einem Manne richtige Einsicht beigemessen würde,
mit dem Zusatz, daß er jedoch nichts Wahres,
sondern nur Unwahres einzusehen fähig sei.

So ungereimt das letztere wäre, so ungereimt ist eine wahre Erkenntnis,
die den Gegenstand nicht erkennte, wie er an sich ist. ((S39))
 

Die Kritik der Formen des Verstandes hat das angeführte Resultat gehabt,
daß diese Formen keine Anwendung auf die Dinge an sich haben.

- Dies kann keinen anderen Sinn haben,
als daß diese Formen an ihnen selbst etwas Unwahres sind.

Allein indem sie für die subjektive Vernunft und für die Erfahrung
als geltend gelassen werden,
so hat die Kritik keine Änderung an ihnen selbst bewirkt,
sondern läßt sie für das Subjekt in derselben Gestalt,
wie sie sonst für das Objekt galten.

Wenn sie aber ungenügend für das Ding an sich sind,
so müßte der Verstand, dem sie angehören sollen,
noch weniger dieselben sich gefallen lassen
und damit vorlieb nehmen wollen.

Wenn sie nicht Bestimmungen des Dinges an sich sein können,
so können sie noch weniger Bestimmungen des Verstandes sein,
dem wenigstens die Würde
eines Dings an sich zugestanden werden sollte.

Die Bestimmungen des Endlichen und Unendlichen
sind in demselben Widerstreit,
es sei, daß sie auf Zeit und Raum, auf die Welt angewendet werden
oder daß sie Bestimmungen innerhalb des Geistes seien,
- so gut als schwarz und weiß ein Grau geben,
ob sie an einer Wand oder aber noch auf der Palette
miteinander vereinigt werden.

Wenn unsere Weltvorstellung sich auflöst,
indem die Bestimmungen des Unendlichen und Endlichen
auf sie übertragen werden,
so ist noch mehr der Geist selbst, welcher sie beide in sich enthält,
ein in sich selbst Widersprechendes, ein sich Auflösendes.

- Es ist nicht die Beschaffenheit des Stoffes oder Gegenstandes,
worauf sie angewendet würden oder in dem sie sich befänden,
was einen Unterschied ausmachen kann;
denn der Gegenstand hat nur durch und nach jenen Bestimmungen
den Widerspruch an ihm.


Jene Kritik hat also die Formen des objektiven Denkens
nur vom Ding entfernt,
aber sie im Subjekt gelassen, wie sie sie vorgefunden.

Sie hat dabei nämlich diese Formen nicht an und für sich selbst,
nach ihrem eigentümlichen Inhalt betrachtet,
sondern sie lemmatisch aus der subjektiven Logik
geradezu aufgenommen;
so daß [nicht] von einer Ableitung ihrer an ihnen selbst
oder auch einer Ableitung derselben ((S40)) als subjektiv-logischer Formen,
noch weniger aber von der dialektischen Betrachtung derselben
die Rede war.
 

Der konsequenter durchgeführte transzendentale Idealismus
hat die Nichtigkeit des von der kritischen Philosophie
noch übriggelassenen Gespensts des Dings-an-sich,
dieses abstrakten, von allem Inhalt abgeschiedenen Schattens erkannt
und den Zweck gehabt, ihn vollends zu zerstören.

Auch machte diese Philosophie den Anfang,
die Vernunft aus sich selbst ihre Bestimmungen darstellen zu lassen.

Aber die subjektive Haltung dieses Versuchs
ließ ihn nicht zur Vollendung kommen.

Fernerhin ist diese Haltung und mit ihr auch jener Anfang
und die Ausbildung der reinen Wissenschaft aufgegeben worden.


Ganz ohne Rücksicht auf metaphysische Bedeutung aber
wird dasjenige betrachtet,
was gemeinhin unter Logik verstanden wird.

Diese Wissenschaft, in dem Zustande, worin sie sich noch befindet,
hat freilich keinen Inhalt der Art,
wie er als Realität und als eine wahrhafte Sache
in dem gewöhnlichen Bewußtsein gilt.

Aber sie ist nicht aus diesem Grunde eine formelle,
inhaltsvoller Wahrheit entbehrende Wissenschaft.

In jenem Stoffe, der in ihr vermißt [wird],
welchem Mangel das Unbefriedigende derselben
zugeschrieben zu werden pflegt,
ist ohnehin das Gebiet der Wahrheit nicht zu suchen.

Sondern das Gehaltlose der logischen Formen liegt vielmehr allein
in der Art, sie zu betrachten und zu behandeln.

Indem sie als feste Bestimmungen auseinanderfallen
und nicht in organischer Einheit zusammengehalten werden,
sind sie tote Formen und haben den Geist in ihnen nicht wohnen,
der ihre lebendige konkrete Einheit ist.

Damit aber entbehren sie des gediegenen Inhalts,
- einer Materie, welche Gehalt an sich selbst wäre.

Der Inhalt, der an den logischen Formen vermißt wird,
ist nichts anderes als eine feste Grundlage und Konkretion
dieser abstrakten Bestimmungen;
und ein solches substantielles Wesen pflegt für sie
außen gesucht zu werden.

Aber die logische Vernunft selbst ist das Substantielle oder Reelle,
das alle abstrakten Bestimmungen ((S41)) in sich zusammenhält
und ihre gediegene, absolut-konkrete Einheit ist.

Nach dem also, was eine Materie genannt zu werden pflegt,
brauchte nicht weit gesucht zu werden;
es ist nicht Schuld des Gegenstandes der Logik,
wenn sie gehaltlos sein soll,
sondern allein der Art, wie derselbe gefaßt wird.

Diese Reflexion führt näher auf die Angabe des Standpunkts,
nach welchem die Logik zu betrachten ist,
inwiefern er sich von der bisherigen Behandlungsweise
dieser Wissenschaft unterscheidet
und der allein wahrhafte Standpunkt ist,
auf den sie in Zukunft für immer zu stellen ist.


In der Phänomenologie des Geistes habe ich das Bewußtsein
in seiner Fortbewegung von dem ersten unmittelbaren Gegensatz
seiner und des Gegenstandes
bis zum absoluten Wissen dargestellt.

Dieser Weg geht durch alle Formen des Verhältnisses
des Bewußtseins zum Objekte durch
und hat den Begriff der Wissenschaft zu seinem Resultate.

Dieser Begriff bedarf also
(abgesehen davon, daß er innerhalb der Logik selbst hervorgeht)
hier keiner Rechtfertigung, weil er sie daselbst erhalten hat;
und er ist keiner anderen Rechtfertigung fähig
als nur dieser Hervorbringung desselben durch das Bewußtsein,
dem sich seine eigenen Gestalten alle in denselben
als in die Wahrheit auflösen.

- Eine räsonierende Begründung oder Erläuterung
des Begriffs der Wissenschaft kann zum höchsten dies leisten,
daß er vor die Vorstellung gebracht
und eine historische Kenntnis davon bewirkt werde;
aber eine Definition der Wissenschaft oder näher der Logik
hat ihren Beweis allein in jener Notwendigkeit ihres Hervorgangs.

Eine Definition,
mit der irgendeine Wissenschaft den absoluten Anfang macht,
kann nichts anderes enthalten als den bestimmten,
regelrechten Ausdruck von demjenigen,
was man sich zugegebener- und bekanntermaßen
unter dem Gegenstande und Zweck der Wissenschaft vorstellt.

Daß man sich gerade dies darunter vorstelle,
ist eine historische Versicherung,
in Ansehung derer man sich allein auf dieses und jenes Anerkannte
berufen oder eigentlich nur bittweise beibringen kann,
daß man dies und jenes als anerkannt gelten ((S42)) lassen möge.

Es hört gar nicht auf, daß der eine daher, der andere dorther
einen Fall und Instanz beibringt,
nach der auch noch etwas mehr und anderes
bei diesem und jenem Ausdrucke zu verstehen,
in dessen Definition also noch eine nähere
oder allgemeinere Bestimmung aufzunehmen und
danach auch die Wissenschaft einzurichten sei.

- Es kommt dabei ferner auf Räsonnement an,
was alles und bis zu welcher Grenze und Umfang es hereingezogen
oder ausgeschlossen werden müsse;
dem Räsonnement selbst aber steht das mannigfaltigste
und verschiedenartigste Dafürhalten offen,
worüber am Ende allein die Willkür
eine feste Bestimmung abschließen kann.

Bei diesem Verfahren, die Wissenschaft mit ihrer Definition anzufangen,
wird von dem Bedürfnis nicht die Rede,
daß die Notwendigkeit ihres Gegenstandes
und damit ihrer selbst aufgezeigt würde.


Der Begriff der reinen Wissenschaft und seine Deduktion
wird in gegenwärtiger Abhandlung also insofern vorausgesetzt,
als die Phänomenologie des Geistes nichts anderes
als die Deduktion desselben ist.

Das absolute Wissen ist die Wahrheit aller Weisen des Bewußtseins,
weil, wie jener Gang desselben es hervorbrachte,
nur in dem absoluten Wissen
die Trennung des Gegenstandes von der Gewißheit seiner selbst
vollkommen sich aufgelöst hat
und die Wahrheit dieser Gewißheit
sowie diese Gewißheit der Wahrheit gleich geworden ist.


Die reine Wissenschaft setzt somit die Befreiung
von dem Gegensatze des Bewußtseins voraus.

Sie enthält den Gedanken,
insofern er ebensosehr die Sache an sich selbst ist,
oder die Sache an sich selbst,
insofern sie ebensosehr der reine Gedanke ist.

Als Wissenschaft ist die Wahrheit
das reine sich entwickelnde Selbstbewußtsein
und hat die Gestalt des Selbsts,
daß das an und für sich Seiende gewußter Begriff,
der Begriff als solcher aber das an und für sich Seiende ist.

Dieses objektive Denken ist denn der Inhalt der reinen Wissenschaft.

Sie ist daher so wenig formell,
sie entbehrt so wenig der Materie
zu einer wirklichen und wahren Erkenntnis, ((S43))
daß ihr Inhalt vielmehr allein das absolute Wahre oder,
wenn man sich noch des Worts Materie bedienen wollte,
die wahrhafte Materie ist
- eine Materie aber, der die Form nicht ein Äußerliches ist,
da diese Materie vielmehr der reine Gedanke,
somit die absolute Form selbst ist.

Die Logik ist sonach als das System der reinen Vernunft,
als das Reich des reinen Gedankens zu fassen.

Dieses Reich ist die Wahrheit,
wie sie ohne Hülle an und für sich selbst ist.

Man kann sich deswegen ausdrücken,
daß dieser Inhalt die Darstellung Gottes ist,
wie er in seinem ewigen Wesen vor der Erschaffung der Natur
und eines endlichen Geistes ist.


Anaxagoras wird als derjenige gepriesen,
der zuerst den Gedanken ausgesprochen habe,
daß der Nus, der Gedanke, das Prinzip der Welt,
daß das Wesen der Welt als der Gedanke zu bestimmen ist.

Er hat damit den Grund
zu einer Intellektualansicht des Universums gelegt,
deren reine Gestalt die Logik sein muss.

Es ist in ihr nicht um ein Denken über etwas,
das für sich außer dem Denken zugrunde läge, zu tun,
um Formen, welche bloße Merkmale der Wahrheit abgeben sollten;
sondern die notwendigen Formen
und eigenen Bestimmungen des Denkens
sind der Inhalt und die höchste Wahrheit selbst.


Um dies in die Vorstellung wenigstens aufzunehmen,
ist die Meinung auf die Seite zu legen,
als ob die Wahrheit etwas Handgreifliches sein müsse.

Solche Handgreiflichkeit wird zum Beispiel
selbst noch in die Platonischen Ideen,
die in dem Denken Gottes sind, hineingetragen,
als ob sie gleichsam existierende Dinge,
aber in einer anderen Welt oder Region seien,
außerhalb welcher die Welt der Wirklichkeit sich befinde
und eine von jenen Ideen verschiedene,
erst durch diese Verschiedenheit reale Substantialität habe.

Die Platonische Idee ist nichts anderes als das Allgemeine
oder bestimmter der Begriff des Gegenstandes;
nur in seinem Begriffe hat etwas Wirklichkeit;
insofern es von seinem Begriffe verschieden ist,
hört es auf, wirklich zu sein, und ist ein Nichtiges;
die Seite der Handgreiflichkeit und des sinnlichen ((S44)) Außersichseins
gehört dieser nichtigen Seite an.

- Von der andern Seite aber kann man sich
auf die eigenen Vorstellungen der gewöhnlichen Logik berufen;
es wird nämlich angenommen,
daß z. B. Definitionen nicht Bestimmungen enthalten,
die nur ins erkennende Subjekt fallen,
sondern die Bestimmungen des Gegenstandes,
welche seine wesentlichste eigenste Natur ausmachen.

Oder wenn von gegebenen Bestimmungen auf andere geschlossen wird,
wird angenommen, daß das Erschlossene
nicht ein dem Gegenstande Äußerliches und Fremdes sei,
sondern daß es ihm vielmehr selbst zukomme,
daß diesem Denken das Sein entspreche.

- Es liegt überhaupt bei dem Gebrauche der Formen
des Begriffs, Urteils, Schlusses, Definition, Division usf. zugrunde,
daß sie nicht bloß Formen des selbstbewußten Denkens sind,
sondern auch des gegenständlichen Verstandes.

- Denken ist ein Ausdruck,
der die in ihm enthaltene Bestimmung
vorzugsweise dem Bewußtsein beilegt.

Aber insofern gesagt wird, daß Verstand, daß Vernunft
in der gegenständlichen Welt ist,
daß der Geist und die Natur allgemeine Gesetze habe,
nach welchen ihr Leben und ihre Veränderungen sich machen,
so wird zugegeben, daß die Denkbestimmungen
ebensosehr objektiven Wert und Existenz haben.


Die kritische Philosophie machte zwar bereits die Metaphysik zur Logik,
aber sie wie der spätere Idealismus gab, wie vorhin erinnert worden,
aus Angst vor dem Objekt
den logischen Bestimmungen eine wesentliche subjektive Bedeutung;
dadurch blieben sie zugleich mit dem Objekte, das sie flohen, behaftet,
und ein Ding-an-sich, ein unendlicher Anstoß,
blieb als ein Jenseits an ihnen übrig.

Aber die Befreiung von dem Gegensatze des Bewußtseins,
welche die Wissenschaft muss voraussetzen können,
erhebt die Denkbestimmungen
über diesen ängstlichen, unvollendeten Standpunkt
und fordert die Betrachtung derselben,
wie sie an und für sich, ohne eine solche Beschränkung und Rücksicht,
das Logische, das Rein-Vernünftige sind.


Kant preist sonst die Logik,
nämlich das Aggregat ((S45)) von Bestimmungen und Sätzen,
das im gewöhnlichen Sinne Logik heißt darüber glücklich,
daß ihr vor anderen Wissenschaften
eine so frühe Vollendung zuteil geworden sei;
seit Aristoteles habe sie keinen Rückschritt getan,
aber auch keinen Schritt vorwärts,
das letztere deswegen, weil sie allem Ansehen nach geschlossen
und vollendet zu sein scheine.

- Wenn die Logik seit Aristoteles keine Veränderung erlitten hat
- wie denn in der Tat die Veränderungen,
wenn man die neueren Kompendien der Logik betrachtet,
häufig mehr nur in Weglassungen bestehen -,
so ist daraus eher zu folgern,
daß sie um so mehr einer totalen Umarbeitung bedürfe;
denn ein zweitausendjähriges Fortarbeiten des Geistes
muss ihm ein höheres Bewußtsein über sein Denken
und über seine reine Wesenheit in sich selbst verschafft haben.

Die Vergleichung der Gestalten,
zu denen sich der Geist der praktischen und der religiösen Welt
und der Geist der Wissenschaft
in jeder Art reellen und ideellen Bewußtseins emporgehoben hat,
mit der Gestalt, in der sich die Logik,
sein Bewußtsein über sein reines Wesen, befindet,
zeigt einen zu großen Unterschied,
als daß es nicht der oberflächlichsten Betrachtung sogleich auffallen sollte,
daß dies letztere Bewußtsein den ersteren Erhebungen
durchaus unangemessen und ihrer unwürdig ist.
 

In der Tat ist das Bedürfnis einer Umgestaltung der Logik
längst gefühlt worden.

In der Form und im Inhalt, wie sie sich in den Lehrbüchern zeigt,
ist sie, man darf sagen, in Verachtung gekommen.

Sie wird noch mitgeschleppt mehr im Gefühle,
daß eine Logik überhaupt nicht zu entbehren sei,
und aus einer noch fortdauernden Gewohnheit an die Tradition
von ihrer Wichtigkeit als aus Überzeugung,
daß jener gewöhnliche Inhalt
und die Beschäftigung mit jenen leeren Formen Wert und Nutzen habe.


Die Erweiterungen, die ihr durch psychologisches, pädagogisches
und selbst physiologisches Material eine Zeitlang gegeben wurden,
sind nachher für Verunstaltungen ziemlich allgemein anerkannt worden.

An und für sich muss ein ((S46)) großer Teil
dieser psychologischen, pädagogischen, physiologischen Beobachtungen,
Gesetze und Regeln, sie mochten in der Logik oder wo es sei stehen,
als sehr schal und trivial erscheinen.

Vollends solche Regeln als zum Beispiel,
daß man dasjenige durchdenken und prüfen solle,
was man in Büchern lese oder mündlich höre;
daß man, wenn man nicht gut sehe,
seinen Augen durch Brillen zu Hilfe zu kommen habe
- Regeln, die von den Lehrbüchern
in der sogenannten angewandten Logik,
und zwar ernsthaft in Paragraphen abgeteilt, gegeben wurden,
auf daß man zur Wahrheit gelange -,
müssen jedermann als überflüssig vorkommen,
nur höchstens dem Schriftsteller oder Lehrer nicht,
der in Verlegenheit ist, den sonst zu kurzen und toten Inhalt der Logik
durch irgend etwas auszudehnen.


Was solchen Inhalt betrifft,
so ist schon oben der Grund angegeben worden, warum er so geistlos ist.

Die Bestimmungen desselben gelten in ihrer Festigkeit unverrückt
und werden nur in äußerliche Beziehung miteinander gebracht.

Dadurch, daß bei den Urteilen und Schlüssen
die Operationen vornehmlich auf das Quantitative der Bestimmungen
zurückgeführt und gegründet werden,
beruht alles auf einem äußerlichen Unterschiede,
auf bloßer Vergleichung,
wird ein völlig analytisches Verfahren und begriffloses Kalkulieren.

Das Ableiten der sogenannten Regeln und Gesetze,
des Schließens vornehmlich,
ist nicht viel besser als ein Befingern von Stäbchen von ungleicher Länge,
um sie nach ihrer größe zu sortieren und zu verbinden,
- als die spielende Beschäftigung der Kinder,
von mannigfaltig zerschnittenen Gemälden ((S47))
die passenden Stücke zusammenzusuchen.

- Man hat daher nicht mit Unrecht dieses Denken dem Rechnen
und das Rechnen wieder diesem Denken gleichgesetzt.

In der Arithmetik werden die Zahlen als das Begrifflose genommen,
das außer seiner Gleichheit oder Ungleichheit,
d. h. außer seinem ganz äußerlichen Verhältnisse keine Bedeutung hat,
das weder an ihm selbst noch dessen Beziehung ein Gedanke ist.

Wenn auf mechanische Weise ausgerechnet wird,
daß drei Viertel mit zwei Dritteln multipliziert ein Halbes ausmacht,
so enthält diese Operation ungefähr soviel und sowenig Gedanken
als die Berechnung,
ob in einer Figur diese oder jene Art des Schlusses statthaben könne.


Damit, daß dies tote Gebein der Logik
durch den Geist zu Gehalt und Inhalt belebt werde,
muss ihre Methode diejenige sein, wodurch sie allein fähig ist,
reine Wissenschaft zu sein.

In dem Zustande, in dem sie sich befindet,
ist kaum eine Ahnung von wissenschaftlicher Methode zu erkennen.

Sie hat ungefähr die Form einer Erfahrungswissenschaft.

Erfahrungswissenschaften haben für das, was sie sein sollen,
ihre eigentümliche Methode des Definierens
und des Klassifizierens ihres Stoffes, so gut es geht, gefunden.

Auch die reine Mathematik hat ihre Methode,
die für ihre abstrakten Gegenstände
und für die quantitative Bestimmung, in der sie sie allein betrachtet,
passend ist.

Ich habe über diese Methode
und überhaupt das Untergeordnete der Wissenschaftlichkeit,
die in der Mathematik stattfinden kann,
in der Vorrede zur Phänomenologie des Geistes
das Wesentliche gesagt;
aber sie wird auch innerhalb der Logik selbst näher betrachtet werden.

Spinoza, Wolff und andere haben sich verführen lassen,
sie auch auf die Philosophie anzuwenden
und den äußerlichen Gang der begrifflosen Quantität
zum Gange des Begriffes zu machen,
was an und für sich widersprechend ist.

Bisher hatte die Philosophie ihre Methode noch nicht gefunden;
sie betrachtete mit Neid das systematische Gebäude der Mathematik
und borgte sie, wie gesagt, von ihr
oder behalf sich mit der Methode von Wissenschaften, ((S48))
die nur Vermischungen von
gegebenem Stoffe, Erfahrungssätzen und Gedanken sind,
- oder half sich auch mit dem rohen Wegwerfen aller Methode.

Die Exposition dessen aber, was allein die wahrhafte Methode
der philosophischen Wissenschaft sein kann,
fällt in die Abhandlung der Logik selbst;
denn die Methode ist das Bewußtsein über die Form
der inneren Selbstbewegung ihres Inhalts.

Ich habe in der Phänomenologie des Geistes ein Beispiel
von dieser Methode an einem konkreteren Gegenstande,
an dem Bewußtsein, aufgestellt.

Es sind hier Gestalten des Bewußtseins,
deren jede in ihrer Realisierung sich zugleich selbst auflöst,
ihre eigene Negation zu ihrem Resultate hat
- und damit in eine höhere Gestalt übergegangen ist.

Das Einzige, um den wissenschaftlichen Fortgang zu gewinnen
- und um dessen ganz einfache Einsicht sich wesentlich zu bemühen ist -,
ist die Erkenntnis des logischen Satzes,
daß das Negative ebensosehr positiv ist
oder daß das sich Widersprechende sich nicht in Null,
in das abstrakte Nichts auflöst,
sondern wesentlich nur in die Negation seines besonderen Inhalts,
oder daß eine solche Negation nicht alle Negation,
sondern die Negation der bestimmten Sache, die sich auflöst,
somit bestimmte Negation ist;
daß also im Resultate wesentlich das enthalten ist, woraus es resultiert,
- was eigentlich eine Tautologie ist,
denn sonst wäre es ein Unmittelbares, nicht ein Resultat.
 
Indem das Resultierende, die Negation, bestimmte Negation ist,
hat sie einen Inhalt.

Sie ist ein neuer Begriff, aber der höhere, reichere Begriff
als der vorhergehende;
denn sie ist um dessen Negation oder Entgegengesetztes reicher geworden,
enthält ihn also, aber auch mehr als ihn,
und ist die Einheit seiner und seines Entgegengesetzten.

- In diesem Wege hat sich das System der Begriffe überhaupt zu bilden
- und in unaufhaltsamem, reinem,
von außen nichts hereinnehmendem Gange sich zu vollenden. ((S49))


Wie würde ich meinen können, daß nicht die Methode,
die ich in diesem Systeme der Logik befolge
- oder vielmehr die dies System an ihm selbst befolgt -,
noch vieler Vervollkommnung,
vieler Durchbildung im einzelnen fähig sei;
aber ich weiß zugleich, daß sie die einzige wahrhafte ist.

Dies erhellt für sich schon daraus,
daß sie von ihrem Gegenstande und Inhalte nichts Unterschiedenes ist;
- denn es ist der Inhalt in sich, die Dialektik, die er an ihm selbst hat,
welche ihn fortbewegt.

Es ist klar, daß keine Darstellungen für wissenschaftlich gelten können,
welche nicht den Gang dieser Methode gehen
und ihrem einfachen Rhythmus gemäß sind,
denn es ist der Gang der Sache selbst.


In Gemäßheit dieser Methode erinnere ich,
daß die Einteilungen und Überschriften
der Bücher, Abschnitte und Kapitel, die in dem Werke angegeben sind,
sowie etwa die damit verbundenen Erklärungen,
zum Behuf einer vorläufigen Übersicht gemacht
und daß sie eigentlich nur von historischem Werte sind.

Sie gehören nicht zum Inhalte und Körper der Wissenschaft,
sondern sind Zusammenstellungen der äußeren Reflexion,
welche das Ganze der Ausführung schon durchlaufen hat,
daher die Folge seiner Momente vorausweist und angibt,
ehe sie noch durch die Sache selbst sich herbeiführen.


In den anderen Wissenschaften
sind solche Vorausbestimmungen und Einteilungen
gleichfalls für sich nichts anderes als solche äußere Angaben;
aber auch innerhalb der Wissenschaft
werden sie nicht über diesen Charakter erhoben.

Selbst in der Logik zum Beispiel heißt es etwa,
»die Logik hat zwei Hauptstücke, die Elementarlehre und die Methodik«;
alsdann unter der Elementarlehre findet sich ohne weiteres
etwa die Überschrift: Gesetze des Denkens;
alsdann erstes Kapitel: von den Begriffen;
erster Abschnitt: von der Klarheit der Begriffe usf.

- Diese ohne irgendeine Deduktion und Rechtfertigung
gemachten Bestimmungen und Einteilungen ((S50))
machen das systematische Gerüst und den ganzen Zusammenhang
solcher Wissenschaften aus.

Eine solche Logik sieht es für ihren Beruf an, davon zu sprechen,
daß die Begriffe und Wahrheiten aus Prinzipien müssen abgeleitet sein;
aber bei dem, was sie Methode nennt,
wird auch nicht von weitem an ein Ableiten gedacht.

Die Ordnung besteht etwa in der Zusammenstellung von Gleichartigem,
in der Vorausschickung des Einfacheren vor dem Zusammengesetzten
und anderen äußerlichen Rücksichten.

Aber in Rücksicht eines inneren, notwendigen Zusammenhangs
bleibt es bei dem Register der Abteilungsbestimmungen,
und der Übergang macht sich nur damit,
daß es jetzt heißt: Zweites Kapitel,
- oder: wir kommen nunmehr zu den Urteilen, u. dgl.


Auch die Überschriften und Einteilungen,
die in diesem Systeme vorkommen,
sollen für sich keine andere Bedeutung haben als die einer Inhaltsanzeige.

außerdem aber muss die Notwendigkeit des Zusammenhangs
und die immanente Entstehung der Unterschiede
sich in der Abhandlung der Sache selbst vorfinden,
denn sie fällt in die eigene Fortbestimmung des Begriffes.


Das, wodurch sich der Begriff selbst weiterleitet,
ist das vorhin angegebene Negative, das er in sich selbst hat;
dies macht das wahrhaft Dialektische aus.

Die Dialektik, die als ein abgesonderter Teil der Logik betrachtet
und in Ansehung ihres Zwecks und Standpunkts, man kann sagen,
gänzlich verkannt worden,
erhält dadurch eine ganz andere Stellung.

- Auch die Platonische Dialektik hat selbst im Parmenides,
und anderswo ohnehin noch direkter,
teils nur die Absicht, beschränkte Behauptungen
durch sich selbst aufzulösen und zu widerlegen,
teils aber überhaupt das Nichts zum Resultate.

Gewöhnlich sieht man die Dialektik
für ein äußerliches und negatives Tun an,
das nicht der Sache selbst angehöre,
in bloßer Eitelkeit als einer subjektiven Sucht,
sich das Feste und Wahre in Schwanken zu setzen und aufzulösen,
seinen Grund habe oder wenigstens zu nichts führe
als zur Eitelkeit des dialektisch behandelten Gegenstandes. ((S51))


Kant hat die Dialektik höher gestellt
- und diese Seite gehört unter die größten seiner Verdienste -,
indem er ihr den Schein von Willkür nahm,
den sie nach der gewöhnlichen Vorstellung hat,
und sie als ein notwendiges Tun der Vernunft darstellte.

Indem sie nur für die Kunst, Blendwerke vorzumachen
und Illusionen hervorzubringen, galt,
wurde schlechthin vorausgesetzt,
daß sie ein falsches Spiel spiele
und ihre ganze Kraft allein darauf beruhe,
daß sie den Betrug verstecke;
daß ihre Resultate nur erschlichen und ein subjektiver Schein seien.

Kants dialektische Darstellungen
in den Antinomien der reinen Vernunft verdienen zwar,
wenn sie näher betrachtet werden,
wie dies im Verfolge dieses Werkes weitläufiger geschehen wird,
freilich kein großes Lob;
aber die allgemeine Idee, die er zugrunde gelegt und geltend gemacht hat,
ist die Objektivität des Scheins und Notwendigkeit des Widerspruchs,
der zur Natur der Denkbestimmungen gehört:
zunächst zwar in der Art, insofern diese Bestimmungen von der Vernunft
auf die Dinge an sich angewendet werden;
aber eben, was sie in der Vernunft
und in Rücksicht auf das sind, was an sich ist,
ist ihre Natur.

Es ist dies Resultat, in seiner positiven Seite aufgefaßt,
nichts anderes als die innere Negativität derselben,
als ihre sich selbst bewegende Seele,
das Prinzip aller natürlichen und geistigen Lebendigkeit überhaupt.

Aber sowie nur bei der abstrakt-negativen Seite
des Dialektischen stehengeblieben wird,
so ist das Resultat nur das Bekannte, daß die Vernunft unfähig sei,
das Unendliche zu erkennen;
- ein sonderbares Resultat, indem das Unendliche das Vernünftige ist,
zu sagen, die Vernunft sei nicht fähig, das Vernünftige zu erkennen.


In diesem Dialektischen, wie es hier genommen wird,
und damit in dem Fassen des Entgegengesetzten in seiner Einheit
oder des Positiven im Negativen besteht das Spekulative.

Es ist die wichtigste,
aber für die noch ungeübte, unfreie Denkkraft schwerste Seite.

Ist solche noch darin begriffen, sich vom sinnlich-konkreten Vorstellen
und vom Räsonieren ((S52)) loszureißen,
so hat sie sich zuerst im abstrakten Denken zu üben,
Begriffe in ihrer Bestimmtheit festzuhalten
und aus ihnen erkennen zu lernen.

Eine Darstellung der Logik zu diesem Behuf
hätte sich in ihrer Methode an das obenbesagte Einteilen
und in Ansehung des näheren Inhalts
an die Bestimmungen, die sich für die einzelnen Begriffe ergeben,
zu halten, ohne sich auf das Dialektische einzulassen.

Sie würde der äußeren Gestalt nach
dem gewöhnlichen Vortrag dieser Wissenschaft ähnlich werden,
sich übrigens dem Inhalte nach auch davon unterscheiden
und immer noch dazu dienen, das abstrakte,
obzwar nicht das spekulative Denken zu üben,
welchen Zweck die durch psychologische und anthropologische Zutaten
populär gewordene Logik nicht einmal erfüllen kann.

Sie würde dem Geiste das Bild
eines methodisch geordneten Ganzen geben,
obgleich die Seele des Gebäudes, die Methode, die im Dialektischen lebt,
nicht selbst darin erschiene.


In Rücksicht auf die Bildung
und das Verhältnis des Individuums zur Logik
merke ich schließlich noch an,
daß diese Wissenschaft wie die Grammatik
in zwei verschiedenen Ansichten oder Werten erscheint.

Sie ist etwas anderes für den,
der zu ihr und den Wissenschaften überhaupt erst hinzutritt,
und etwas anderes für den, der von ihnen zu ihr zurückkommt.

Wer die Grammatik anfängt kennenzulernen,
findet in ihren Formen und Gesetzen trockene Abstraktionen,
zufällige Regeln, überhaupt eine isolierte Menge von Bestimmungen,
die nur den Wert und die Bedeutung dessen zeigen,
was in ihrem unmittelbaren Sinne liegt;
das Erkennen erkennt in ihnen zunächst nichts als sie.

Wer dagegen einer Sprache mächtig ist
und zugleich andere Sprachen in Vergleichung mit ihr kennt,
dem erst kann sich der Geist und die Bildung eines Volks
in der Grammatik seiner Sprache zu fühlen geben;
dieselben Regeln und Formen haben nunmehr
einen erfüllten, lebendigen Wert.

Er kann durch die Grammatik hindurch
den Ausdruck des Geistes überhaupt, die Logik, erkennen.

So wer zur Wissenschaft hinzutritt,
findet ((S53)) in der Logik zunächst ein isoliertes System von Abstraktionen,
das, auf sich selbst beschränkt,
nicht über die anderen Kenntnisse und Wissenschaften übergreift.

Vielmehr, gehalten gegen den Reichtum der Weltvorstellung,
gegen den real erscheinenden Inhalt der anderen Wissenschaften
und verglichen mit dem Versprechen der absoluten Wissenschaft,
das Wesen dieses Reichtums,
die innere Natur des Geistes und der Welt, die Wahrheit zu enthüllen,
hat diese Wissenschaft in ihrer abstrakten Gestalt,
in der farblosen, kalten Einfachheit ihrer reinen Bestimmungen
vielmehr das Ansehen, alles eher zu leisten als dies Versprechen
und gehaltlos jenem Reichtum gegenüberzustehen.

Die erste Bekanntschaft mit der Logik
schränkt ihre Bedeutung auf sie selbst ein;
ihr Inhalt gilt nur für eine isolierte Beschäftigung
mit den Denkbestimmungen,
neben der die anderen wissenschaftlichen Beschäftigungen
ein eigener Stoff und Gehalt für sich sind,
auf welche das Logische etwa einen formellen Einfluß hat,
und zwar einen solchen, der sich mehr von selbst macht
und für den die wissenschaftliche Gestalt und deren Studium
allerdings auch zur Not entbehrt werden kann.

Die anderen Wissenschaften haben die regelrechte Methode, eine Folge von
Definitionen, Axiomen, Theoremen und deren Beweisen usf. zu sein,
im Ganzen abgeworfen;
die sogenannte natürliche Logik macht sich für sich in ihnen geltend
und hilft sich ohne besondere,
auf das Denken selbst gerichtete Erkenntnis fort.

Vollends aber hält sich der Stoff und Inhalt dieser Wissenschaften
für sich selbst vom Logischen völlig unabhängig und ist auch
für Sinn, Gefühl, Vorstellung und praktisches Interesse jeder Art
ansprechender.


So muss denn allerdings die Logik zuerst gelernt werden als etwas,
das man wohl versteht und einsieht,
aber woran Umfang, Tiefe und weitere Bedeutung anfangs vermißt wird.

Erst aus der tieferen Kenntnis der anderen Wissenschaften
erhebt sich für den subjektiven Geist das Logische
als ein nicht nur abstrakt Allgemeines,
sondern als das den Reichtum des Besonderen in sich fassende Allgemeine;
((S54)) - wie derselbe Sittenspruch in dem Munde des Jünglings,
der ihn ganz richtig versteht,
nicht die Bedeutung und den Umfang besitzt,
welchen er im Geiste eines lebenserfahrenen Mannes hat,
dem sich damit die ganze Kraft des darin enthaltenen Gehaltes ausdrückt.

So erhält das Logische erst dadurch die Schätzung seines Werts,
wenn es zum Resultate der Erfahrung der Wissenschaften geworden ist;
es stellt sich daraus als die allgemeine Wahrheit,
nicht als eine besondere Kenntnis neben anderem Stoffe und Realitäten,
sondern als das Wesen alles dieses sonstigen Inhalts dem Geiste dar.


Ob nun das Logische zwar im Anfange des Studiums
nicht in dieser bewußten Kraft für den Geist vorhanden ist,
so empfängt er durch dasselbe darum nicht weniger die Kraft in sich,
die ihn in alle Wahrheit leitet.

Das System der Logik ist das Reich der Schatten,
die Welt der einfachen Wesenheiten,
von aller sinnlichen Konkretion befreit.

Das Studium dieser Wissenschaft,
der Aufenthalt und die Arbeit in diesem Schattenreich
ist die absolute Bildung und Zucht des Bewußtseins.

Es treibt darin ein von sinnlichen Anschauungen und Zwecken,
von Gefühlen, von der bloß gemeinten Vorstellungswelt fernes Geschäft.

Von seiner negativen Seite betrachtet, besteht dies Geschäft
in dem Fernhalten der Zufälligkeit des räsonierenden Denkens
und der Willkür, diese oder die entgegengesetzten Gründe sich einfallen
und gelten zu lassen.


Vornehmlich aber gewinnt der Gedanke dadurch
Selbständigkeit und Unabhängigkeit.

Er wird in dem Abstrakten und in dem Fortgehen
durch Begriffe ohne sinnliche Substrate einheimisch,
wird zur unbewußten Macht,
die sonstige Mannigfaltigkeit der Kenntnisse und Wissenschaften
in die vernünftige Form aufzunehmen,
sie in ihrem Wesentlichen zu erfassen und festzuhalten,
das Äußerliche abzustreifen
und auf diese Weise aus ihnen das Logische auszuziehen -
oder, was dasselbe ist, die vorher durch das Studium erworbene
abstrakte Grundlage des Logischen
mit dem Gehalte aller Wahrheit zu erfüllen
und ihm den Wert eines Allgemeinen ((S55)) zu geben,
das nicht mehr als ein Besonderes neben anderem Besonderen steht,
sondern über alles dieses übergreift
und dessen Wesen, das Absolut-Wahre ist.



ALLGEMEINE EINTEILUNG DER LOGIK



In dem, was über den Begriff dieser Wissenschaft
und wohin seine Rechtfertigung falle, gesagt worden ist, liegt,
daß die allgemeine Einteilung hier nur vorläufig sein,
gleichsam nur insofern angegeben werden kann,
als der Verfasser die Wissenschaft bereits kennt,
daher historisch hier zum voraus anzuführen imstande ist,
zu welchen Hauptunterschieden
sich der Begriff in seiner Entwicklung bestimmen wird.


Doch kann versucht werden, das, was zum Einteilen erforderlich ist,
zum voraus im allgemeinen verständlich zu machen,
obgleich auch dabei ein Verfahren der Methode
in Anspruch genommen werden muss,
das seine volle Verständigung und Rechtfertigung
erst innerhalb der Wissenschaft erhält.

- Zuvörderst also ist zu erinnern, daß hier vorausgesetzt wird,
die Einteilung müsse mit dem Begriffe zusammenhängen
oder vielmehr in ihm selbst liegen.

Der Begriff ist nicht unbestimmt, sondern bestimmt an ihm selbst;
die Einteilung aber drückt entwickelt diese seine Bestimmtheit aus;
sie ist das Urteil desselben,
nicht ein Urteil über irgendeinen äußerlich genommenen Gegenstand,
sondern das Urteilen, d. i. Bestimmen des Begriffs an ihm selbst.

Die Rechtwinkligkeit, Spitzwinkligkeit usf., wie die Gleichseitigkeit usf.,
nach welchen Bestimmungen die Dreiecke eingeteilt werden,
liegt nicht in der Bestimmtheit des Dreiecks selbst, d. h. nicht in dem,
was der Begriff des Dreiecks genannt zu werden pflegt,
ebensowenig als in dem, was für den Begriff des Tieres überhaupt
oder des Säugetiers, Vogels usw. [gilt,] die Bestimmungen liegen,
nach welchen jenes in Säugetiere, Vögel usw.
und diese Klassen in weitere Gattungen eingeteilt werden.

Solche Bestimmungen werden anderswoher,
aus ((S56)) der empirischen Anschauung aufgenommen;
sie treten zu jenem sogenannten Begriffe von außen hinzu.

In der philosophischen Behandlung des Einteilens
muss der Begriff selbst sich als ihren Ursprung enthaltend zeigen.


Der Begriff der Logik aber selbst ist in der Einleitung
als das Resultat einer jenseits liegenden Wissenschaft,
damit hier gleichfalls als eine Voraussetzung angegeben worden.

Die Logik bestimmte sich danach
als die Wissenschaft des reinen Denkens,
die zu ihrem Prinzip das reine Wissen habe,
die nicht abstrakte, sondern dadurch konkrete lebendige Einheit,
daß in ihr der Gegensatz des Bewußtseins
von einem subjektiv für sich Seienden
und einem zweiten solchen Seienden, einem Objektiven,
als überwunden und das Sein als reiner Begriff an sich selbst
und der reine Begriff als das wahrhafte Sein gewußt wird.

Dies sind sonach die beiden Momente,
welche im Logischen enthalten sind.

Aber sie werden nun als untrennbar seiend gewußt,
nicht wie im Bewußtsein jedes auch als für sich seiend;
dadurch allein, daß sie zugleich als unterschiedene
(jedoch nicht für sich seiende) gewußt werden,
ist ihre Einheit nicht abstrakt, tot, unbewegend, sondern konkret.


Diese Einheit macht das logische Prinzip zugleich als Element aus,
so daß die Entwicklung jenes Unterschiedes, der sogleich in ihm ist,
nur innerhalb dieses Elementes vor sich geht.

Denn indem die Einteilung, wie gesagt worden, das Urteil des Begriffs,
das Setzen der ihm schon immanenten Bestimmung
und damit seines Unterschiedes ist,
so darf dies Setzen nicht als ein Wiederauflösen
jener konkreten Einheit in ihre Bestimmungen,
wie sie als für sich seiend gelten sollen, gefaßt werden,
was hier ein leeres Zurückgehen auf den vorigen Standpunkt,
den Gegensatz des Bewußtseins, wäre;
dieser ist vielmehr verschwunden;
jene Einheit bleibt das Element,
und aus ihr tritt jenes Unterscheiden der Einteilung
und überhaupt der Entwicklung nicht mehr heraus.

Damit sind die früher (auf dem Wege zur Wahrheit)
für sich seienden Bestimmungen,
wie ein Subjektives und Objektives ((S57))
oder auch Denken und Sein oder Begriff und Realität,
wie sie in irgendeiner Rücksicht bestimmt worden sein mögen,
nun in ihrer Wahrheit, d. i. in ihrer Einheit,
zu Formen herabgesetzt.

In ihrem Unterschiede bleiben sie daher selbst an sich der ganze Begriff,
und dieser wird in der Einteilung
nur unter seinen eigenen Bestimmungen gesetzt.


So ist es der ganze Begriff,
der das eine Mal als seiender Begriff,
das andere Mal als Begriff zu betrachten ist;
dort ist er nur Begriff an sich, der Realität oder des Seins,
hier ist er Begriff als solcher, für sich seiender Begriff
(wie er es, um konkrete Formen zu nennen, im denkenden Menschen,
aber auch schon, freilich nicht als bewußter,
noch weniger als gewußter Begriff, im empfindenden Tier
und in der organischen Individualität überhaupt ist;
Begriff an sich ist er aber nur in der unorganischen Natur).

- Die Logik wäre hiernach zunächst
in die Logik des Begriffs als Seins und des Begriffs als Begriffs
oder - indem wir uns der sonst gewöhnlichen,
obgleich der unbestimmtesten
und darum der vieldeutigsten Ausdrücke bedienen -
in die objektive und subjektive Logik einzuteilen.


Nach dem zugrunde liegenden Elemente aber
der Einheit des Begriffs in sich selbst
und damit der Untrennbarkeit seiner Bestimmungen
müssen diese ferner auch, insofern sie unterschieden,
der Begriff in ihrem Unterschiede gesetzt wird,
wenigstens in Beziehung aufeinander stehen.

Es ergibt sich daraus eine Sphäre der Vermittlung,
der Begriff als System der Reflexionsbestimmungen,
d. i. des zum Insichsein des Begriffs übergehenden Seins,
der auf diese Weise noch nicht als solcher für sich gesetzt ist,
sondern mit dem unmittelbaren Sein als einem ihm auch äußeren
zugleich behaftet ist.

Dies ist die Lehre von dem Wesen,
die zwischen der Lehre vom Sein und der vom Begriff inmitten steht.

- Sie ist in der allgemeinen Einteilung dieses logischen Werks
noch unter die objektive Logik gestellt worden, insofern,
ob das Wesen zwar bereits das Innere,
dem Begriffe der Charakter des Subjekts ausdrücklich vorzubehalten ist. ((S58))


Kant ° hat in neueren Zeiten dem, was gewöhnlich Logik genannt worden,
noch eine, nämlich eine transzendentale Logik gegenübergestellt.

° Fuß
Ich erinnere, daß ich auf die Kantische Philosophie in diesem Werke
darum häufig Rücksicht nehme
(was manchen überflüssig scheinen könnte),weil sie
- ihre nähere Bestimmtheit sowie die besonderen Teile der Ausführung
mögen sonst und auch in diesem Werke betrachtet werden,
wie sie wollen -
die Grundlage und den Ausgangspunkt
der neueren deutschen Philosophie ausmacht
und dies ihr Verdienst durch das, was an ihr ausgesetzt werden möge,
ihr ungeschmälert bleibt.

Auch darum ist auf sie in der objektiven Logik
häufig Rücksicht zu nehmen, weil sie sich auf
wichtige bestimmtere Seiten des Logischen näher einläßt,
spätere Darstellungen von Philosophie hingegen
dasselbe wenig beachtet, zum Teil oft nur
eine rohe - aber nicht ungerächte - Verachtung dagegen bewiesen haben.

Das bei uns am weitesten verbreitete Philosophieren
tritt nicht aus den Kantischen Resultaten,
daß die Vernunft keinen wahren Gehalt erkennen könne
und in Ansehung der absoluten Wahrheit
auf das Glauben zu verweisen sei, heraus.

Was aber bei Kant Resultat ist,
damit wird in diesem Philosophieren unmittelbar angefangen,
damit die vorhergehende Ausführung,
aus welcher jenes Resultat herkommt
und welche philosophisches Erkennen ist, vorweggeschnitten.

Die Kantische Philosophie dient so als ein Polster
für die Trägheit des Denkens, die sich damit beruhigt,
daß bereits alles bewiesen und abgetan sei.

Für Erkenntnis und einen bestimmten Inhalt des Denkens,
der in solcher unfruchtbaren und trockenen Beruhigung sich nicht findet,
ist sich daher an jene vorangegangene Ausführung zu wenden.
EndeFuß

Das, was hier objektive Logik genannt worden,
würde zum Teil dem entsprechen,
was bei ihm die transzendentale Logik ist.

Er unterscheidet sie von dem, was er allgemeine Logik nennt, so, daß sie
a) die Begriffe betrachte, die sich a priori auf Gegenstände beziehen,
somit nicht von allem Inhalte der objektiven Erkenntnis abstrahiere, oder
daß sie die Regeln des reinen Denkens eines Gegenstandes enthalte und
ß) zugleich auf den Ursprung unserer Erkenntnis gehe,
insofern sie nicht den Gegenständen zugeschrieben werden könne.

- Diese zweite Seite ist es,
auf die das philosophische Interesse Kants ausschließend gerichtet ist.

- Sein Hauptgedanke ist, die Kategorien dem Selbstbewußtsein,
als dem subjektiven Ich, zu vindizieren.

Vermöge dieser Bestimmung bleibt die Ansicht
innerhalb des Bewußtseins und seines Gegensatzes stehen
und hat außer dem Empirischen des Gefühls und der Anschauung
noch ((S59)) etwas, das nicht durch das denkende Selbstbewußtsein gesetzt
und bestimmt ist, ein Ding-an-sich,
ein dem Denken Fremdes und Äußerliches, übrigbleiben;
obgleich leicht einzusehen ist,
daß ein solches Abstraktum wie Ding-an-sich selbst nur ein Produkt des,
und zwar nur abstrahierenden Denkens ist.

- Wenn andere Kantianer sich über
das Bestimmen des Gegenstandes durch Ich so ausgedrückt haben,
daß das Objektivieren des Ich als ein ursprüngliches
und notwendiges Tun des Bewußtseins anzusehen sei,
so daß in diesem ursprünglichen Tun
noch nicht die Vorstellung des Ich selbst ist
- als welche erst ein Bewußtsein jenes Bewußtseins
oder selbst ein Objektivieren jenes Bewußtseins sei -,
so ist dieses von dem Gegensatze des Bewußtseins befreite
objektivierende Tun näher dasjenige,
was für Denken als solches überhaupt genommen werden kann. °
 
° Fuß
Wenn der Ausdruck objektivierendes Tun des Ich
an andere Produktionen des Geistes,
z. B. die der Phantasie erinnern kann, so ist zu bemerken,
daß von einem Bestimmen eines Gegenstandes die Rede ist,
insofern dessen Inhaltsmomente
nicht dem Gefühl und der Anschauung angehören.

Solcher Gegenstand ist ein Gedanke, und ihn bestimmen heißt
teils, ihn erst produzieren,
teils, insofern er ein Vorausgesetztes ist,
weitere Gedanken über ihn haben, ihn denkend weiterentwickeln.
EndeFuß

Dieses Tun sollte aber nicht mehr Bewußtsein genannt werden;
Bewußtsein schließt den Gegensatz
des Ich und seines Gegenstandes in sich,
der in jenem ursprünglichen Tun nicht vorhanden ist.

Die Benennung »Bewußtsein« wirft noch mehr
den Schein von Subjektivität auf dasselbe als der Ausdruck Denken,
der aber hier überhaupt im absoluten Sinne als unendliches,
mit der Endlichkeit des Bewußtseins nicht behaftetes Denken,
kurz Denken als solches zu nehmen ist.
 

Indem nun das Interesse der Kantischen Philosophie auf das sogenannte
Transzendentale der Denkbestimmungen gerichtet war,
ist die Abhandlung derselben selbst leer ausgegangen;
was sie an ihnen selbst sind, ohne die abstrakte,
allen gleiche Relation auf Ich,
ihre Bestimmtheit gegen- und ihr Verhältnis zueinander,
ist nicht zu einem Gegenstande der Betrachtung gemacht worden;
die Erkenntnis ihrer Natur ((S60)) hat sich daher
durch diese Philosophie nicht im geringsten gefördert gefunden.

Das einzige Interessante, was hierauf Beziehung hat,
kommt in der Kritik der Ideen vor.

Für den wirklichen Fortschritt der Philosophie aber war es notwendig,
daß das Interesse des Denkens auf die Betrachtung der formellen Seite,
des Ich, des Bewußtseins als solchen,
d. i. der abstrakten Beziehung eines subjektiven Wissens auf ein Objekt,
gezogen,
daß die Erkenntnis der unendlichen Form, d. i. des Begriffs,
auf diese Weise eingeleitet wurde.

Um jedoch diese Erkenntnis zu erreichen,
musste jene endliche Bestimmtheit,
in der die Form als Ich, Bewußtsein ist,
noch abgestreift werden.

Die Form, so in ihre Reinheit herausgedacht,
enthält es dann in sich selbst, sich zu bestimmen,
d. i. sich Inhalt zu geben, und zwar denselben in seiner Notwendigkeit,
- als System der Denkbestimmungen.


Die objektive Logik tritt damit vielmehr
an die Stelle der vormaligen Metaphysik,
als welche das wissenschaftliche Gebäude über die Welt war,
das nur durch Gedanken aufgeführt sein sollte.

- Wenn wir auf die letzte Gestalt der Ausbildung
dieser Wissenschaft Rücksicht nehmen,
so ist [es] erstens unmittelbar die Ontologie,
an deren Stelle die objektive Logik tritt,
- der Teil jener Metaphysik,
der die Natur des Ens überhaupt erforschen sollte;
das Ens begreift sowohl Sein als Wesen in sich,
für welchen Unterschied unsere Sprache glücklicherweise
den verschiedenen Ausdruck gerettet hat.

- Alsdann aber begreift die objektive Logik auch die übrige Metaphysik
insofern in sich, als diese mit den reinen Denkformen die besonderen,
zunächst aus der Vorstellung genommenen Substrate,
die Seele, die Welt, Gott, zu fassen suchte
und die Bestimmungen des Denkens
das Wesentliche der Betrachtungsweise ausmachten.

Aber die Logik betrachtet diese Formen frei von jenen Substraten,
den Subjekten der Vorstellung,
und ihre Natur und Wert an und für sich selbst.

Jene Metaphysik unterließ dies
und zog sich daher den gerechten Vorwurf zu,
sie ohne Kritik gebraucht zu haben, ohne die vorgängige Untersuchung,
ob ((S61)) und wie sie fähig seien,
Bestimmungen des Dings-an-sich, nach Kantischem Ausdruck,
oder vielmehr des Vernünftigen zu sein.

- Die objektive Logik ist daher die wahrhafte Kritik derselben
- eine Kritik, die sie nicht nach der abstrakten Form der Apriorität
gegen das Aposteriorische,
sondern sie selbst in ihrem besonderen Inhalte betrachtet.


Die subjektive Logik ist die Logik des Begriffs,
- des Wesens, das seine Beziehung auf ein Sein oder seinen Schein
aufgehoben hat und in seiner Bestimmung nicht äußerlich mehr,
sondern das freie selbständige,
sich in sich bestimmende Subjektive oder vielmehr das Subjekt selbst ist.

- Indem das Subjektive das Mißverständnis von Zufälligem
und Willkürlichem sowie überhaupt von Bestimmungen,
die in die Form des Bewußtseins gehören, mit sich führt,
so ist hier auf den Unterschied von Subjektivem und Objektivem,
der sich späterhin innerhalb der Logik selbst näher entwickeln wird,
kein besonderes Gewicht zu legen.


Die Logik zerfällt also zwar überhaupt in objektive und subjektive Logik;
bestimmter aber hat sie die drei Teile:

I. Die Logik des Seins,
II. die Logik des Wesens und
III. die Logik des Begriffs. ((S62))