Frage:

Nach meinem Hegelverständnis lese ich Hegel so: Für den Staat und seinen weitsichtigen, heroischen oder genialen Führer gilt keine Moral, ausschlaggebend ist alleine der weltgeschichtliche Erfolg.

Antwort von Kai Froeb:

Dass die Beurteilung, sagen wir, des Präsidenten der USA (oder auch eines Künstler oder Philosophen) sinnvollerweise nicht in erster Linie danach gehen sollte, wie etwa sein Sexualleben aussieht, ob er Hunde oder kleine Kinder liebt, ob er Vegetarier ist usw. (in all dem soll Hitler übrigens angeblich vorbildlich gewesen sein, aber das kann gerne auch nur Propaganda gewesen sein) sondern danach, was sie als Staatsmänner (bzw. Künstler, Wissenschaftler usw) tun, sollte doch klar sein.

Das bedeutet nicht, das man diese nicht auch noch privat als unmoralisch usw. verdammen kann, bloß sollte man das trennen können von der Beurteilung ihrer Tätigkeit als Staatsmänner (wegen der man sich ja eigentlich überhaupt nur mit ihnen befasst).

Auch Staaten haben noch andere Beurteilungskriterien als diejenigen, nach denen man einzelne Bürger beurteilt.

Es ist borniert, alles nur danach zu beurteilen, ob es den eigenen Beurteilungskriterien entspricht, sondern man muss die Sachen zunaechst einmal aus ihren eigenen Masstäben beurteilen.

(Da sich auf einer Tiefenschicht alles den Urteilen der Logik - und im menschlichen Leben der Vernunft, der Freiheit - verdankt, wird man auch zeigen können, inwiefern sich letztlich auch eine Gemeinsamkeit in der Beurteilung zeigen lässt, aber dies muss geschehen, nachdem erst einmal die Unterschiede für sich zur Kenntnis genommen und begriffen wurden).