Frage: Was ist abstrakt, was konkret, und was heißt “Aufstieg?” <<

Ich versuche, hier aus einer Hegelianischen Perspektive zu antworten.

Vorweg ein Buchtipp:

Eine gute Quelle zur Erschließung der Hegelschen Begriffe ist “A Hegel Dictionary” von Michael Inwood.

Nun zu meinen Interpretationen:

Abstrakt: Kommt laut Duden Herkunftswörterbuch von lat. abs-trahre: abziehen, wegziehen. Etwas abstraktes ist also etwas, von dem etwas weggelassen wurde.

In der Umgangssprache wird es dabei meist verwandt im Sinne von: das Sinnliche ist weggelassen worden, man kann sich also weniger darunter vorstellen.

Umgedreht wird konkret als Gegensatz zu abstrakt verwendet, im Sinne von “anschaulich, greifbar, gegenständlich.” Es kommt laut Duden Herkunftswörterbuch von lat. concretus: zusammenwachsen, verdichtet.

Bei Hegel findet sich neben dieser gewöhnlichen umgangssprachlichen Verwendung auch eine, die auf der Basis der allgemeinen Wortbedeutung (Weglassen) die Wertung dialektisch umdreht:

So ist das sinnliche Wahrnehmen scheinbar sehr konkret/wenig abstrakt, jedoch fehlen hier die ganzen Kategorien und Gedanken. Umgedreht ist im begrifflichen Denken nur das unwesentliche aus der sinnlichen Wahrnehmung weggelassen (wäre dem nicht so, wäre das ein Anlass zur Kritik, der Begriff entspräche nicht dem Begriff des Begriffs ), dafür die wesentliche Welt der Gedankenbestimmungen gewonnen, der Begriff ist insofern also reicher, konkreter als die sinnliche Anschauung.

(Eine frühe Ausarbeitung findet sich in der Phänomenologie des Geistes. Eine exaktere Ausarbeitung findet sich in der Enzyklopädie des Geistes, Band 3, 1.Teil (der subjektive Geist), Abschnitt C (Psychologie), Teil a) (Der Theoretische Geist), das sind die Paragraphen 445-468 in der Ausgabe von 1830. (STW 610, S.240-287).

Ein guter Kommentar zu diesem Abschnitt findest du in: Güssbacher, Heinrich: "Hegels Psychologie der Intelligenz

Eine andere Variante des Gedankens, dass Abstraktion mit Weglassung zu tun hat, findet sich in dem berühmten populär gehaltenen Aufsatz von Hegel “Wer denkt abstrakt” (in STW 602, S.575ff, Hier die Online-Version). Hier kritisiert Hegel den gewöhnlichen Menschenverstand, der etwa einen Mörder unter eine allgemeinen Eigenschaft, hier das Mörder/Böse sein, subsumiert (ich vermute mal, Adornos Kritik an Allgemeinheit hat hier ihren Ursprung im Hegelschen Werk).

Zuletzt “Aufstieg”: das bezieht sich vermutlich auf die dialektische Bewegung, die die Gegensätze aufhebt (man steigt also dazu auf).

Falls sich die Frage darauf bezieht, wieso es sich hier um einen Aufstieg handelt, also eine überlegene Position ist (falls das also kritisch angezweifelt werden sollte, was Okay ist), nun so hat sich dies eben darin zu erweisen, dass die Ausgangspositionen in der neuen Position “aufgehoben” sind. Siehe auch Hegels berühmte Äußerungen zum Verhältnis von Endlichem zu Unendlichem in der Logik:

Eine Unendlichkeit, der eine Endlichkeit gegenüber steht, ist selbst durch diese begrenzt und daher Endlich.

Daher muss die Unendlichkeit die Endlichkeit in sich enthalten.

Weitere Ausführungen unter: Das Abstrakte ist das Einfache