Diskussion zum Grau:           

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Peter-Anton von Arnim schreibt am 30.8.04 u.a.:

Euer im Internet gezeigtes Schema der Farbentstehung
[ Empirischer Beleg für Goethes Farbenlehre vgl.Bild I]
nach Austritt des Lichtes aus dem Prisma,
wie Ihr sie Goethe zuschreibt, ist leider völlig unzutreffend
und hat mit Goethe nicht das Geringste zu tun.
Euer Schema zeigt am Ende Gelbrot [4], Grün [5], Weiß [7?] undBlau [1], was  natürlich Unsinn ist.
Woher sollte denn das Weiß kommen?

[..Es] reduziert sich die Zahl der zuletzt erscheinenden Farben auf vier:
violett [1], x [7], grün [5] und zinnoberrot [4].Das Gelb [3] und das Meerblau (Cyan) [2] sind völlig verschwunden.
Mit dem x [7] deute ich an, dass ich selbst nicht genau weiß, welche Farbe das ist
(jedenfalls nicht wie bei Euch weiß!).
Die Farbskizzen, die Goethe hinterlassen hat, sind offensichtlich mit der Zeit verblasst,
und in den Reproduktionen erscheint diese Stelle [7] als mausgrau.
Das kann in Wirklichkeit nicht so sein, denn grau ist keine Farbe im eigentlichen Sinne.
Die Lehrbücher über Goethes Farbenlehre geben die Reproduktion unkommentiert wieder,
ohne die zuletzt entstehenden Farben zu benennen.

Grimsmann/Hansen antworten (6.9.04):

Ihre Farbe “x” [7] ist und soll bei uns nicht weiß [wie bei 9], sondern bestimmt grau sein.
Dies ist genau wie bei Goethe dargestellt und seiner Theorie gemäß
und nicht zufällig durch “Verblassung” entstanden.
So wie das Grün [5] als Mischung von Blau [2] und Gelb [3] erklärt wird,
so werden bei “x” [7] Gelb [3] und Violett [1] vermischt.
Da diese nach dem Farbenkreis engegengesetzt sind
neutralisieren sie sich zu einem farblosen Grau [7]. img54.gif


Goethes Skizzen sind so klar,
daß genauer betrachtet sogar Dunkelgrau [7] und Hellgrau [8] zu unterscheiden sind.

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Dies wird auch kommentiert z.B. in der Steiner-Ausgabe:
(Goethe: Farbenlehre; Freies Geistesleben, Stuttgart 1979;Bd.2,S.240,241)

  “Wo die Farben gelb [3] und violett [1] sich als Farbsäume bei größerer Entfernung vom Prisma überschneiden,
entsteht eine Art”Verschmutzungszone" durch die zueinander komplementären,
in ihrer Farbigkeit sich auslöschenden Farbenpaare.
Diese tendiert im Falle des Spektrums mit grün in der Mitte zur “Verdunklungsgrauzone” [7].
Im Falle des Spektrums mit pfirsichblüt in der Mitte zur “Erhellungsgrauzone” [8]."

Das scheint uns nachvollziehbar, wenn bei Bild I eine Verrückung ins Dunkle,
bei Bild II ins Helle anzunehmen ist.


Weiterhin kann in Bild II eine Summierung des Lichtes ,
die es bei Bild I nicht gibt, damit zusammenhängen.
In Betracht ziehen kann man hierzu, daß Purpur [6] in der additiven Farbmischung
als Mischung zweier Lichtquellen [1+4]
entsprechend dem Licht oberhalb und unterhalb des Schattens entsteht,
wo hingegen Grün [5] als Mischung nur einer Lichtquelle in der subtraktiven Farbmischung auftaucht,
entsprechend dem einen weißen eintretenden “Lichtstrahl” [9].


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Bild Goethes: Farbenlehre Bd.2, Anhang Tafel V+VI:

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Empirischer Beleg für Goethes Farbenlehre