Der Widerspruch der Natur isteinerseits der Notwendigkeit ihrer Gebilde
und deren vernünftigen Bestimmung,
- andererseits deren gleichgültigen Zufälligkeit
und unbestimmbaren Regellosigkeit.
 

Die Zufälligkeit und Bestimmbarkeit von außen
hat in der Sphäre der Natur [auch ihr] Recht.
 
Am größten ist diese Zufälligkeit
im Reiche der [einzelnen] konkreten Gebilde ,
die aber als Naturdinge zugleich nur unmittelbar konkret sind.
 
Das unmittelbar Konkrete nämlich
ist eine Menge von Eigenschaften , die außereinander
und mehr oder weniger gleichgültig gegeneinander sind,
gegen die die einfache für sich seiende Subjektivität
[die innere Seele der Sache] ebenfalls gleichgültig istund sie [die Eigenschaften] äußerlicher,
somit zufälliger Bestimmung überläßt.
 
 
- Jene Ohnmacht der Natur setzt der Philosophie Grenzen,
und das Ungehörigste ist, von dem Begriffe zu verlangen,er solle dergleichen Zufälligkeiten begreifen
- und, wie es genannt worden ist: konstruieren, deduzieren.
 
 
In der Ohnmacht der Natur,
den Begriff in seiner Ausführung festzuhalten,
liegt die Schwierigkeit und in vielen Kreisen die Unmöglichkeit,
aus der empirischen Betrachtung
feste Unterschiede für Klassen und Ordnungen zu finden.
 
Die Natur vermischt allenthalben die wesentlichen Grenzen
durch mittlere und schlechte Gebilde,
welche immer Instanzen gegen jede feste Unterscheidung abgeben,
selbst innerhalb bestimmter Gattungen (z.B. des Menschen)
durch Mißgeburten,
die man einerseits dieser Gattung zuzählen muss,
denen andererseits aber Bestimmungen fehlen,
welche als wesentliche Eigentümlichkeit der Gattung anzusehen wären.
 
- Um dergleichen Gebilde
als mangelhaft, schlecht, mißförmig betrachten zu können,
dafür wird ein fester Typus vorausgesetzt ,
der aber nicht aus der Erfahrung geschöpft werden könnte,
denn diese eben gibt auch jene sogenannten Mißgeburten,
Mißförmigkeiten, Mitteldinge usf. an die Hand:
er [der Typus] setzte vielmehrdie Selbständigkeit und Würde der Begriffsbestimmung voraus.
 
   
Spuren der Begriffsbestimmung
werden sich allerdings bis in das Partikulärste hinein verfolgen,
aber dieses sich nicht durch sie erschöpfen lassen.
 
Die Spuren dieser Fortleitung und inneren Zusammenhangs
werden den Betrachter oft überraschen,
aber demjenigen insbesondere überraschend
oder vielmehr unglaublich scheinen,
der in der Natur - wie in der Menschengeschichte
nur Zufälliges zu sehen gewohnt ist.
 
Aber man hat darüber mißtrauisch zu sein, daß solche Spur
nicht für Totalität der Bestimmung der Gebilde genommen werde ,
was den Übergang zu den erwähnten Analogien macht.
 

Man hat den unendlichen Reichtum [der Naturerscheinungen]und die Mannigfaltigkeit der Formen [in der Natur]
und vollends ganz unvernünftigerweise die Zufälligkeit,
als die hohe Freiheit der Natur,
auch als die Göttlichkeit derselben gerühmt.
 
Zufälligkeit, Willkür, Ordnungslosigkeit
für Freiheit und Vernünftigkeit zu halten
ist der [nichtdenkenden, unwahren, nur]
sinnlichen Vorstellungsweise zuzurechnen.
Enz § 250 und Anm.